Die neue Reportage von Roberto Saviano über die Camorra, Neapels Mafia-Variante, ist sowohl dokumentarisch wie literarisch ein Schlüsselwerk zum organisierten Verbrechen. Der junge (und mutige…) italienische Journalist recherchierte (teils «undercover») lange, präzise und hartnäckig.
Sein Bericht ist schlicht erschreckend: Schier unfasslich, welche logistischen, politischen und gesellschaftspsycho-logischen Strukturen sich die Camorra-Verbrecher und -Massenmörder mitten in einem modernen demokratischen EU-Staat wie Italien aufgebaut haben. Kein Wunder, dass der Realismus, die Genauigkeit und die Authentizität von Savianos Buch inzwischen dazu führte, dass der Autor rund um die Uhr bewacht werden muss. Zurecht urteilte die Süddeutsche Zeitung: «Eine gleichzeitig kühle wirtschaftliche Analyse und eine packende Reportage eines Autors, der die Sprache derjenigen spricht, die er beschreibt.»
Und er sucht das einzig Richtige in seiner Lage: Die totale Öffentlichkeit… Man wünscht sich diesem Report jene Politiker-Kreise, die so selten wie überlebenswichtig sind - nämlich solche, die gutgespielte Entrüstung auch in die Tat umsetzen.
Walter Eigenmann
Roberto Saviano: Gomorrha, Reise in das Reich der Camorra, Hanser Verlag, 268 Seiten, ISBN 978-3446209497
[*] Diese Rezension schrieb: Walter Eigenmann (2007-10-26)
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