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Marjane Satrapi - Persepolis
Buchinformation

Bereits 2004 erschien im deutschsprachigen Raum der erste Teil der vierteiligen Lebensgeschichte von Marjane Satrapi als Comic. Sie hatte ihr Heimatland Persien im Alter von acht Jahren verlassen, als die Mullahs den Schah vertrieben und die Macht übernahmen. Marjane Satrapi übernahm selbst die Regie der Verfilmung ihrer Graphic Novel als Animation. PERSEPOLIS wurde unter anderem in Cannes mit dem Preis der Jury ausgezeichnet.

Teenager im Exil

Punk, ABBA und Iron Maiden begeistern die kleine Marjane schon im zarten Kindesalter. Als sie zur Teenagerin heranwächst wird sie zunehmend rebellischer und ihre Eltern entscheiden sich dafür, sie ins Exil nach Europa zu schicken. Einerseits wollen sie für sie ein besseres Leben, andererseits befürchten sie, dass Marjane in ihrer Heimat bald im Gefängnis landen wird. Ohnehin hätte sie im Iran keine große Zukunft. Dort werden unter der neuen Regierung Universitäten geschlossen und
Verhaftungen und Demütigungen gehören bald zum Alltag. Marjane, auch Marji genannt, will Jeans und westliche Musik und sicher kein Kopftuch tragen. Ihr Onkel, der als Spion für die Sowjet in der Hinrichtungszelle sitzt, wird zu ihrem stillen Vorbild. Als der Irakisch-Iranische Krieg ausbricht wird alles nur noch schlimmer und ihre bürgerlichen, intellektuellen Eltern schicken sie schließlich mit 14 Jahren ins Ausland. Zuerst kommt sie in das an den Rand Europas gedrängte Wien, die österreichische Bundeshauptstadt. Nach ihrer vorläufigen Rückkehr in den Iran wandert sie in den 90er Jahren nach Paris aus, wo sie bis heute lebt und Comics einen weitaus höheren Stellenwert haben als etwa in Wien. Denn Frankreich besitzt eine lange Tradition der "bandes dessinées", wie man Comics dort nennt. Ihr eigener Zeichenstil in Persepolis ist etwas an Art Spiegelmans "Maus" (1986) orientiert, der sich ebenfalls auf schwarz-weiße Bilder mit einfachem, klarem Strich beschränkt.

In 4K restaurierte unzensierte Filmfassung

Der Zeichentrickfilm - die "Animation" - hält sich ebenfalls an diesen optischen Stil bei dem die Comics als Vorlage dienten. Die Bilder sind als 2D-Animation in Schwarzweiß gehalten, der Beginn neuer Lebensabschnitte Marjanes ist farbig gezeichnet, also quasi bunter Westen gegen schwarz/weißen Orient. Kritiker:innen monierten damals eine traurig-komische Grundstimmung, bei der der deutsche Expressionismus und der italienische Neorealismus Pate gestanden hätten. Grundsätzlich ist zu bemerken, dass Satrapi - trotz des eigentlich traurigen Inhalts - ihre Lebensgeschichte voller Humor erzählt und sich auch selbst gerne auf die Schippe nimmt. Etwa die unterschiedlichen Teenagermoden von "Punk's not ded (sic)" bis hin zu ihren ersten Erfahrungen mit Jungs. Sexuelle Szenen waren auch der Grund warum der Film in arabischen Kinos nur in zensierten Versionen lief. Durch die Zusammenarbeit mit dem Labor "L’Immagine Ritrovata" wurde den sehr schönen Originalbildern des Films in der 4K-Version noch mehr Schärfe und Definition eingehaucht. Da der Film digital auf der Grundlage von Zeichnungen erstellt wurde, konnten die klassischen 35-mm-Restaurierungsverfahren hier nicht angewendet werden. Um diese neue 4K Kino- und Videoversion zu erstellen, mussten einige Werkzeuge und Algorithmen getestet und abgeändert werden – nur so konnte der ursprüngliche Gestaltungswille bewahrt werden. Das Team hat sich aber auch bemüht, kleine, sehr leichte Fehler zu korrigieren, die zum Zeitpunkt der Produktion technisch noch nicht verfügbar waren. L’Immagine Ritrovata, Studiocanal und vor allem Marjane Satrapi sind sicherlich sehr glücklich über diese neue 4K-Film-Version von PERSEPOLIS, die zum nun zwanzigjährigen Jubiläum des Buchs erscheint.

Marjane Satrapi/Vincent Paronnaud
Persepolis
(Originaltitel: Persepolis)
2023/2007, Frankreich, Animation, Biografie, Animation, Biografie, ca. 95 Minuten, FSK 12
Mit Jasmin Tabatabai, Nadja Tiller, Hanns Zischler
BluRay/DVD
Studiocanal/Arthaust

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2023-11-04)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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