Ein wenig Wehmut nach verlorenem alten Glanz mag schon mitspielen, wenn der österreichische Journalist Johannes Sachslehner in einem furios und flott geschriebenen Buch, das manchmal im Zehnminutentakt erzählt, spannend wie ein Thriller aufgebaut ist, die letzten 24 Stunden des alten Reiches Österreich-Ungarn am 28. Oktober 1918 beschreibt.
Der vom Verlag auf der Rückseite formulierte Text atmet die Stimmung dieses Buches, das für den deutschen Leser an manchen Stellen befremdlich, im Grunde aber sehr informativ ist, weil es eben auch einen aktuellen Eindruck vermittelt, wie maßgebende österreichische Publizisten auf die Geschichte ihres Landes schauen:
„24 chaotische Stunden, in denen Heldenmut und feiger Verrat, Zaudern und entschlossenes Handeln, Gleichgültigkeit und selbstlose Hilfsbereitschaft aufeinandertreffen und miteinander in Wechselwirkung treten, 24 schicksalsschwere Stunden, in den das gestern zu Ende geht und in ersten hellen Umrissen ein Morgen heraufdämmert: ein von Schrecken, aber auch von Hoffnung erfülltes Niemandsland zwischen den Zeiten, das die Konflikte und Tragödien der Zukunft bereist erahnen lässt…“
Das Buch ist schon 2005 unter dem Titel „Der Infarkt Österreich-Ungarns“ bei Pichler erschienen und wird hier aus aktuellem Anlass der 100. Wiederkehr des Beginns des Ersten Weltkriegs neu aufgelegt.
Johannes Sachslehner, 1918. Die Stunden des Untergangs, Styria 2014, ISBN 978-3-222-13435-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-04-02)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.