Biographien Rezensionen Diskutieren im versalia-Forum Das versalia.de-Rundschreiben abonnieren Service für Netzmeister Lesen im Archiv klassischer Werke Ihre kostenlose Netzbibliothek

 


Rezensionen


 
Carola Saavedra - Blaue Blumen
Buchinformation
Saavedra, Carola - Blaue Blumen bestellen
Saavedra, Carola:
Blaue Blumen

Bei amazon bestellen

(Bücher frei Haus)

Für den vorliegenden Roman, den die in Rio de Janeiro lebenden Schriftstellerin Carola Saavedra („Landschaft mit Dromedar“, 2013) schon 2008 während eines Studienaufenthaltes in Berlin schrieb und der dann zuerst in Brasilien veröffentlicht wurde, hat sie die literarische Form des Briefromans gewählt.

Ab dem 19. Januar schreibt eine Frau über neun Tage täglich einen Brief an einen Mann, der sie offenbar verlassen hat und den sie ihren „Liebsten“ nennt. Sie sendet die Briefe an die ihr bekannte Adresse, doch ihr ehemaliger Geliebter wohnt dort nicht mehr. Und so fallen die Briefe in die Hände seines Nachmieters. Er heißt Marcos, ist geschieden, bekommt sein Leben nicht so recht in den Griff. An jedem Wochenende ist seine dreijährige Tochter Manuela bei ihm, doch er findet keinen rechten Zugang zu ihr.

Nach anfänglichen Skrupeln, ob er die Briefe überhaupt öffnen und lesen dürfe, siegt die Neugier. Die mit einem Computer getippten Briefe sind nur am Ende mit einem „A“ versehen und wurden ohne einen Absender verschickt oder eingeworfen. Deshalb kann Marcos, der sich zunehmend von den Briefen und seiner Autorin angezogen fühlt, nicht antworten. Und so erhält er, langsam zu einer Art Voyeur mutierend, immer mehr Einblicke in eine schwierige, von Hass und körperlicher Gewalt gekennzeichnete Beziehung, die die Briefautorin aber dennoch wiederherstellen möchte, was man als Leser überhaupt nicht nachvollziehen kann.

Für Marcos sind diese sich immer wieder um dasselbe Thema drehenden Reflexionen der Frau so etwas wie eine Initiation, denn nie zuvor hat sich ein weibliches Wesen ihm so gezeigt.

Zunehmend verliert er sich in diesem Briefen, meldet sich im Büro krank, sucht im Postamt nach A und gerät immer tiefer in dunkle Reflexionen über Situationen in seinem eigenen Leben, speziell seine Beziehungen zu Frauen. Doch als es im Brief vom 27. Januar heißt: "Es sind nicht nur die Briefe, die ich mir ausdenke, nicht nur diese Briefform, sondern auch noch eine andere Geschichte; die Geschichte von dem, der diese Briefe liest“, gerät seine romantische Vorstellung von A ins Wanken, bis zu einem äußerst überraschenden Ende, das alles Vorherige in Frage stellt und nicht nur Marcos, sondern auch den Leser ratlos zurücklässt.

Ein interessanter Roman mit einem sehr ungewöhnlichen Abschluss. Nachdem Carola Saavedra 2013 mit „Landschaft mit Dromedar“ bei C.H. Beck in Deutschland debütierte, einem Roman, dessen Handlung als Sinnbild gesehen werden konnte für da je eigene Suchen nach sich selbst und dem Rückzugsort, den wir dafür brauchen, darf man auf ein drittes Buch dieser ungewöhnlichen Autorin sehr gespannt sein.

Carola Saavedra, Blaue Blumen, C.H. Beck 2015, ISBN 978-3-406-67567-6

[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-04-22)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


-> Möchten Sie eine eigene Rezension veröffentlichen?

[ weitere Rezensionen : Übersicht ]

 

Anmelden
Benutzername

Passwort

Eingeloggt bleiben

Neu registrieren?
Passwort vergessen?

Neues aus dem Forum


Gedichte von Georg Trakl

Verweise
> Gedichtband Dunkelstunden
> Neue Gedichte: fahnenrost
> Kunstportal xarto.com
> New Eastern Europe
> Free Tibet
> Naturschutzbund





Das Fliegende Spaghettimonster

Ukraine | Anti-Literatur | Datenschutz | FAQ | Impressum | Rechtliches | Partnerseiten | Seite empfehlen | RSS

Systementwurf und -programmierung von zerovision.de

© 2001-2024 by Arne-Wigand Baganz

v_v3.53 erstellte diese Seite in 0.007135 sek.