Und täglich grüßt das Murmeltier. Das Teenagerdrama nach der Romanvorlage „Before I Fall“ von Lauren Oliver arbeitet mit dem Wiederholungmotiv und versucht, den Moment zu feiern, denn nur wer in diesem Augenblick alles richtig macht, wird die Konsequenzen seines Handelns auch ertragen können. Der Film, der nur an einem einzigen Tag, dem „Cupid Day“, spielt ist eine philosophische Reflektion über die Zeit und läuft erst gegen Ende zu Hochform auf. Denn hinter den scheinbar einfach gestrickten Teenagerproblemen steckt natürlich viel mehr.
Everything is connected
Samantha, Lindsay, Ally und Elody sind beste Freundinnen und fahren jeden Tag auch gemeinsam zur Schule. Aber dieser Tag ist etwas besonders, denn am Cupid Day, dem 13. Februar, werden Rosen an die Angebeteten verteilt und mit kleinen Zettelchen versehen auf denen eine Liebesbotschaft steht. Als Cupido werden ja auch die kleinen Engelchen bezeichnet, die in Amors Auftrag Liebespfeile verschießen. Aber für Samantha soll dieser Cupid Day ein ganz besonderer sein, denn sie plant, sich von Rob, ihrem Freund, auf einer Party entjungfern zu lassen, was ihre Freundinnen zu allerlei Albernheiten inspiriert. „No Glove – No Love“ und es wird ihr ein Kondom gereicht, selbstverständlich von herzlich gemeintem Gekichere begleitet.
Tonight everything changes
An ihrer Schule gibt es auch die Außenseiterin Juliet, über die sich alle vier Mädchen immer lustig machen, da sie ihre Haare im Gesicht trägt und nicht gekämmt ist. In der Geschichtestunde hält der Lehrer einen Vortrag über Sisyphus, der bekanntlich auch jeden Tag denselben Felsen einen Berg hinauf schieben musste, um Tags darauf wieder von vorne damit anzufangen. Natürlich ist dieser Hinweis kein Zufall, denn auch Samantha befindet sich alsbald in so einer Zeitschleife, wie Sisyphus, nur bekommt sie die Gelegenheit alles besser zu machen, um aus dem Gefängnis der Wiederholung schließlich entfliehen zu können. Die Botschaft der Nächstenliebe und des Einanderverstehens und Akzeptierens könnte christlicher nicht dargebracht werden, aber die Regisseurin hat noch einige andere Überraschungen in peto.
Das Unmögliche durch das Absurde
Wenn tatsächlich alles verbunden ist, dann ist es ja vielleicht auch egal, was ich mache, denkt sich Samantha und lässt ihre wahre Natur zum Vorschein kommen. „Only those who attempt the absurd, achieve the impossible“, steht als Graffito auf einer Klowand der Schule von Samantha. Man kann „Before I Fall“ auch als „empowering young girls, to do what they want“ auffassen. Und das ist gut so: „Become who you are“, steht groß in Samanthas Jugendzimmer.
Ry Russo-Young
Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie
Nach der Romanvorlage „Before I Fall“ von Lauren Oliver
USA, 2017, 99 Minuten, FSK 12
Mit Zoey Deutch: Samantha Kingston, Halston Sage: Lindsay Edgecombe, Cynthy Wu: Ally Harris, Medalion Rahimi: Elody, Elena Kampouris: Juliet Sykes, Jennifer Beals: Samanthas Mutter, Logan Miller: Kent McFuller, Diego Boneta: Mr. Daimler, Keith Powers: Patrick
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2017-10-11)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.