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Philip Roth - Demütigung
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Roth, Philip:
Demütigung

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(Bücher frei Haus)

Mit dem 2009 erschienen Roman Demütigung veröffentlichte Philip Roth sein 30. Buch. Es ist nicht verwunderlich, dass der Autor, nunmehr selbst gut in den Siebzigern, in der letzten Dekade vermehrt das Phänomen des alternden Mannes thematisiert. Bereits in Jedermann und Exit Ghost hatte er die letzte Lebensphase des Mannes mit seinen tragischen und komischen Implikationen zum Gegenstand der Betrachtung gemacht. In Demütigung steigert er die bereits verwendete Metaphorik, indem er als Hauptfigur einen einstmals gefeierten Schauspieler zum Protagonisten macht.

Simon Axler, der in den Staaten als einer der großen Darsteller des Falstaff, Peer Gynt oder Hamlet galt, verliert, als er das sechzigste Lebensjahr überschritten hat, seine Kraft und Magie. Er versagt in den Rollen, die ihm nach wie vor angetragen werden, vergisst die Texte, liest und spricht sie wie ein Unbeteiligter, ihm gelingt nicht mehr, das Publikum zu faszinieren. Eine schwere Lebenskrise erreicht ihn mit der negativen Kritik, und sie entwickelt sich zu einem Selbstzweifel pathologischer Dimension, als er einsieht, wie berechtigt die Enttäuschung des Publikums ist. Axler zieht sich zunächst in sein Landhaus im Staate New York zurück, um in sich zu kehren, erkennt aber bald, dass diese selbst gewählte Einkehr keine Abhilfe schafft.

Er lässt sich in eine psychatrische Klinik einliefern, in der er zu der Erkenntnis kommt, dass er sich von seinem früheren Leben als gefeierter Schauspieler verabschieden muss. Zurück in seinem Landhaus erhält er unerwartet Besuch von der Tochter eines früher befreundeten Paares. Diese, 30 Jahre jünger als er, entflieht gerade einer lesbischen Bindung und bleibt bei ihm. Es entwickelt sich eine leidenschaftliche erotische Beziehung, deren Vorzeichen nicht auf Dauer deuten, von Axler jedoch ausgeblendet werden. Die Eltern, seine früheren Freunde, sind gegen die Beziehung und frühere Lebenspartnerinnen, die enttäuscht wurden, warnen Axler vor der neuen Gefährtin. Er ignoriert die Hinweise und flieht mit der Frau in erotische Eskapaden, die sich bis hin zu Sex mit einer zweiten Frau steigern, was allerdings die Rückorientierung seiner jungen Liebe zur lesbischen Vergangenheit zur Folge hat. So plötzlich wie sie kam, verließ sie ihn und Axler steht vor den von ihm empfundenen Trümmern seines Lebens. In einer letzten Empfindung von Schmach und Demütigung ergreift er das Jagdgewehr, rezitiert ein letztes Mal das Finale einer seiner großen Rollen und setzt seinem Leben ein Ende.

Im Gegensatz zu anderen Romanen, in denen Roth das Thema des Aura- und Machtverlustes des alternden Mannes aufgreift, kommen in Demütigung die Perspektiven von Ironie und Selbstironie nicht mehr vor. Stattdessen kehrt eine Sachlichkeit der Betrachtung ein, die zuweilen den Eindruck aufkommen lässt, als verfolge mit dem Autor wie dem Leser eine Welt den Untergang des Protagonisten aus einer distanzierten Perspektive, die kein Mitgefühl mehr zulässt. Und genau darin besteht die empfundene Demütigung.


[*] Diese Rezension schrieb: Gerhard Mersmann (2010-05-13)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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