Gerhard Roth - Es gibt keinen böseren Engel als die Liebe. Roman
Buchinformation
Der berühmte Comiczeichner Klemens Kuck, Ehemann der Kunsthistorikerin Lilli Kuck wird in Venedig von der Ponte degli Scalzi gestoßen und stirbt dabei. Die Nachricht vom Tod ihres Mannes erreicht die im KHM beschäftigte nunmehrige Witwe bei der Arbeit in Wien. Am Morgen des Begräbnistages erwacht sie „mit dem Wunsch, selbst nach Venedig zu fahren“. Und das tut sie dann auch.
Eine Stadt, die die Fiktion übertrifft
Natürlich betätigt sie sich alsbald selbst als Kommissarin und untersucht den unglücklichen Todesfall. „Welche Orte hatte er aufgesucht und wo gewohnt? Hatte er eine Geliebte? War er auf der Suche nach seinem Vater gewesen?“ sind die dringlichsten Fragen, die sie beschäftigen. Aber natürlich will sie auch den Vater von Klemens kennenlernen, der sich mehr als 40 Jahre lange nie um seinen Sohn gekümmert hatte. In Venedig angekommen wandert sie auf den Spuren ihres verstorbenen Mannes durch die Lagunenstadt und bald entsteht der Wunsch in ihr, „nie mehr nach Hause zurückzukehren“, ein Wunsch, den in Venedig wohl schon viele vor ihr empfanden. Denn die reale Stadt, die jede Fiktion übertrifft, hat schon so manchen verzaubert und diesem Zauber erliegt nun auch Lilli. In ihrem Hotelzimmer wird nicht umsonst der Koffer eines wirklichen Zauberers fälschlich abgestellt. Die größte Zauberei ist freilich die Stadt selbst, das weiß auch Lilli.
Venedig-Trilogie von Gerhard Roth
Gerhard Roth hat nach „Die Irrfahrt des Michael Aldrin“, „Die Hölle ist leer – die Teufel sind alle hier“ einen dritten Venedig-Roman geschrieben. Auch dieses Mal geht es wieder um einen Mord und so könnte man seine Trilogie sicherlich in der Sparte Kriminalroman einordnen. Gerne webt er Zitate anderer Autoren in seine Romane ein und so ist auch der Titel des vorliegenden Romans eine Referenz an William Shakespeare’s „Verlorene Liebesmüh“. Zudem sind insgesamt zehn Bilder zwischen den Seiten des Romans abgebildet, darunter Gemälde, die sich in Venedig oder im KHM in Wien befinden, aber auch Referenzen an Comics, die der Protagonist Klemens Kuck bewunderte. Ganz nebenbei erfährt man auch einiges über Venedig selbst, was der Autor recherchierte oder selbst bei seinen Reisen erlebte. Wer dazu genaueres wissen möchte, dem sei die Publikation „Venedig – Ein Spiegelbild der Menschheit“ im Brandstätter Verlag empfohlen. In dem Bildband öffnet Gerhard Roth „das prunkvolle Schatzkästchen“ Venedig und zeigt seine eigenen sensiblen Momentaufnahmen durch unveröffentlichte Texte und Miniaturen aus seinen Tagebüchern sowie historischen Fotografien aus seiner Sammlung.
„Venedig ist eine steinerne Bibliothek, in der nachzulesen ist, wozu der Mensch fähig ist“, so der Autor Gerhard Roth über sein Lieblingssujet.
Gerhard Roth
Es gibt keinen böseren Engel als die Liebe. Roman
2021, Hardcover, 256 Seiten,
ISBN: 978-3-10-397214-6
S. FISCHER Verlag
23€
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2021-03-23)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.