"Sorry, Jessica, there will be no leftovers this year!", meint Sheriff Eric Newlon (Patrick Dempsey) zur Protagonistin Jessica Wright (Nell Verlaque) und natürlich bezieht sich diese Aussage auf das alljährliche amerikanische Erntedankfest sowie auch der Titel dieses Eli Roth Horror Shockers. Aber es wäre kein Eli Roth, wenn der Slasher Film nicht noch einiges mehr zu bieten hätte...
Die Tafel ist gedeckt
Das Kaufhaus "RightMart" veranstaltet einen Black Friday am Vorabend des amerikanischen Traditionsfestes Thanksgiving. Aber es ist eher ein Elektronikmarkt als ein Lebensmittelsupermarkt, wie man das vielleicht schon von Romero's Zombiefilmen in Erinnerung hat. Die Menge vor dem Kaufhaus wird schließlich so rabiat, dass sie die Türen des Kaufhauses eintritt und sich selbst bedient. Die Provokation durch die VIP-Einkäufer, die schon vor der Masse zutritt zum RightMart hatte, ist somit wohl mehr als gelungen. Die beklemmende Atmosphäre der Massenpanik und ziellosen Plünderung erinnert auch etwas an die Unruhen nach den L.A.Riots. Aber dieses Mal ist es nicht der Ruf nach Vergeltung, sondern die pure Gier, die die zerstörerische Masse antreibt. Ein bißchen Konsumkritik liegt durchaus im Trend, denn wer braucht schon ein zweites Waffle Iron? Das Intro mündet gekonnt in den blutigen Schriftzug des Filmtitels, dessen Buchstaben bald zerfallen und sich im Dunkel der Nacht auflösen. Es ist ein Jahr später und die Clique der High School Kids steht vor ihren letzten Prüfungen, als sie plötzlich alle gleichzeitig eine mms erhalten. Ein grausamer Mord wird auf einem Bild dokumentiert, wo sich eine Tafel mit Reservierungskärtchen für jeden der Kids befindet. Und bald stellt sich die Friday the 13th Frage: who's next? Dass der axtschwingende Mörder bis zum Ende des Schockers unerkannt bleibt, weil er sich hinter der durchaus für Thanksgiving üblichen Pilgerväterunifnorm mit entsprechender Maske (die etwas an V for Vendetta erinnert) sorgt dabei für zusätzlichen Gruselfaktor.
Thanksgiving: ein indianischer Brauch?
Mit dabei sind GREY’S ANATMOMY-Darling Patrick Dempsey, Tiktok-Sensation Addison Rae und Showgirls-Star Gina Gershon. Dass Kannibalismus eines der letzten Tabus im Horrorgenre ist, wissen wir spätestens seit Yellowjackets. Aber keiner versteht es, Grausamkeit so abstrus in Szene zu setzen, wie dies Eli Roth ("Hostel", "Inglorious Basterds") immer wieder auf's Neue beweist. Sicherlich kein Film für Zartbesaitete oder Freunde des subtilen Humors, denn in "Thanksgiving" geht es richtig zur Sache. Da dröhnt eine Kreissäge laut über sein Opfer hinweg, es fliegen Äxte und Messer durch die Gegend oder ein Trampolin wird zum unfreiwilligen Mordwerkzeug. Es mangelt wahrlich an keinen noch so skurrilen Einfällen, wie Eli Roth das amerikanischste Fest aller Feste seziert und an den Marterpfahl bindet. Denn selbst darauf haben die Produzenten nicht vergessen: eigentlich ist Thanksgiving indianischen Ursprungs. Das erste Fest in den USA wurde nämlich von Francisco Vásquez de Coronado und dem Stamm der Caddo am 23. Mai 1541 im Gebiet des heutigen Texas begangen.Der Film bezieht sich allerdings auf die Pilgerväter von Plymouth Rock in Massachusetts. Sie feierten nach ihrer Landung zusammen mit den einheimischen Wampanoag im Herbst 1621 ein dreitägiges Erntedankfest. Ohne deren Hilfe hätten sie den folgenden Winter nicht überlebt. Wie sich die Kolonisten später dafür bedankten ist aus der Geschichte hinlänglich bekannt.
Eli Roth
Thanksgiving (Blu-ray)
EXTRAS: Audiokommentar, Geschnittene Szenen, Gagreel
Mit Gina Gershon, Rick Hoffman, Patrick Dempsey, Addison Rae
2024/2020 Blu-ray, Horror, Altersfreigabe 18, ca. 107 Minuten
Sony Pictures Entertainment (PLAION PICTURES)
16,99 €
[*] Diese Rezension schrieb: Juergen Weber (2024-07-09)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.