Das vorliegende Buch ist in seinem Ansatz radikal. Es begnügt sich in Bezug auf die Bewertung der abhängigen Lohnarbeit nicht mehr mit Reformvorschlägen, sondern will echte Alternative aufzeigen, vom Job-Sharing bis zur Karriereverweigerung, vom Arbeiten im Kollektiv ohne Chef bis zur Debatte um ein Grundeinkommen für alle. Tobi Rosswog stellt immer wieder die Frage, warum sich Menschen einem krankmachenden Arbeitssystem ausliefern, das unsere Beziehungen belastet und schlecht für die Umwelt ist?
Grundlegend sei, so schreibt er, dass man sich damit auseinandersetzt, wie man wirklich leben möchte. „Sinnvoll tätig sein, statt sinnlos schuften“ ist das Motto seines Buches.
Beginnend mit den Fragen „Was brauche ich wirklich?“ und „Was ist mir wichtig?“ tritt der Autor mit seinem Leser in einen Dialog, regt ihn immer wieder zum ehrlichen Nachdenken an und zeigt viele Alternativen zur gängigen Arbeitspraxis auf. Er thematisiert die Ängste, die eine Veränderung hervorruft, und beschreibt an vielen Beispielen, wie Menschen den Ausstieg aus dem Arbeitssystem gewagt haben und welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben.
Ich persönlich bin bei allen diesen Ideen schon immer skeptisch gewesen. Auch bei den Ideen, die von SPD und Grünen im Augenblick als Alternative zur Hartz IV diskutiert werden. Sie mögen für einzelne Menschen, die wenig brauchen, interessant sein. Aber reicht das erwirtschaftete Einkommen aus solcher Art von Arbeit auch für ein Leben im Alter, oder ein Leben in einer Familie mit Kindern?
Tobi Rosswog, After Work. Radikale Ideen für eine Gesellschaft jenseits der Arbeit, Oekom Verlag 2018, ISBN 978-3-962380-56-4
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-12-11)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.