Ein anspruchsvolles philosophisches und bezaubernd poetisches Bilderbuch hat Michael Roher da erschaffen und ihm den Titel „Der Fluss“ gegeben.
Mit zarten Bildern und lyrischen Worten begleitet er ein Mädchen bzw. eine Frau vom Anfang ihres Lebens bis zu ihrem Ende. Wo fängt alles an, wo hört es auf? Und was erlebt man im Fluss des Lebens alles zwischendurch?
„Wo fängst du an?“ fragt das kleine Mädchen das Leben und den Fluss, der im ganzen Buch als ein Sinnbild des Lebens verstanden wird. Vielleicht im Himmel, denkt es. Als kleines Kind kann es nicht aufhören, es zu erkunden. Als Mädchen spürt sie schon die zarten Spuren, die der Lebensfluss in ihr hinterlässt und sie erkundet die Abenteuer des Lebens zunächst in vielen Büchern, und später dann in realen Begegnungen mit anderen Menschen. Sie lernt die Liebe kennen und sieht staunend und schwanger zu, wie immer wieder Neues entsteht.
Später lernt sie auch die dunklen Seiten kennen, wo das Leben unklar ist und sie den Grund nicht mehr sehen kann und auch nicht, wo der Fluss weitergeht. Und dann ist sie wieder oben auf dem Berg und später, etwas älter schon, still und nachdenklich, voller Erinnerungen, schaut sie auf seinen Grund hinab und was da alles abgesunken ist.
„Und wo endest du?“ fragt sie am Ende als alte gebrechliche Frau, die einen toten Vogel in ihrem Händen hält. „Im Himmel vielleicht, denke ich … und endest doch nie.“
Ein wunderbares, preisverdächtiges Bilderbuch voller Lebensweisheit und Poesie. Und wie alle wirklich guten Kinderbücher – es ist auch für Erwachsene eine berührende und tröstliche Lektüre.
Michael Roher, Der Fluss, Jungbrunnen 2016, ISBN 978-3-7026-5896-0
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2016-03-07)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.