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Bethan Roberts - Der Liebhaber meines Mannes
Buchinformation
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Roberts, Bethan:
Der Liebhaber meines
Mannes

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(Bücher frei Haus)

Schon in ihren beiden ebenfalls bei Kunstmann erschienenen Romanen „Stille Wasser“ (2008) und „Köchin für einen Sommer“ (2009) erzählte die in Brighton lebende englische Schriftstellerin Bethan Roberts von einfachen Menschen und ihren Wünschen und Träumen, vor allem aber von ihrer Angst, das zu verlieren, was sie haben.

Hatte sie in „Stille Wasser“ mit zarten Andeutungen die Homosexualität ihrer jugendlichen männlichen Hauptperson in einem spannend bis zur letzten Seite geschriebenen Psychogramm einer ganz normalen Familie in einem ganz normalen Leben zum Thema gemacht, das, ohne eine entsprechende Sprache dafür zu finden, von Anfang bis zum bitteren Ende erfüllt ist von einer tiefen und weitreichenden Sehnsucht nach eben diesem Leben, ist Homosexualität und das Leben mit ihr das eigentliche Thema des neuen Romans.

In wechselnden Perspektiven wird da aus dem Rückblick im Jahr 1999 die Geschichte einer Dreierbeziehung erzählt. Nach einer langen und nicht unkomplizierten Beziehung befinden sich Marion, ihr Mann Tom und dessen langjähriger Partner Patrick in einem gemeinsamen Haus in Peacehaven. Während Marion den durch mehrere Schlaganfälle hinfällig gewordenen Patrick pflegt (sie hat ihn gegen den Willen Toms in das Haus aufgenommen) weigert sich Tom, mit seinem ehemaligen Liebhaber zu sprechen. In den Zeiten, in denen Patrick schläft und Tom das Haus verlässt, schreibt Marion ihre Geschichte auf. Nicht nur für den Leser selbst, sondern sie verfolgt damit eine bestimmte Absicht, die gegen Ende eines durchaus spannend erzählten Buches deutlich wird.

Schon als junges Mädchen war Marion von Tom, dem Bruder ihrer besten Freundin Sylvie angetan. Über viele Jahre sucht sie, die eine Ausbildung als Lehrerin schon Anfang Zwanzig erfolgreich abschließt und mit dem Unterrichten beginnt, seine Nähe und lässt sich auch von den mehrfach ausgesprochenen Bemerkung Sylvies, Tom sei anders als andere Männer, nicht irritieren.

In einem zweiten Erzählstrang erfahren wir die Geschichte der homoerotischen Beziehung des jungen Tom zu dem älteren Patrick aus dessen Sicht. Patrick ist etwa zwei Jahrzehnte älter als Tom und arbeitet im Brighton des Jahres 1957 im dortigen Museum als Kurator.
Nach langem Hin und Her ist Patrick bereit, Tom zu teilen, der Marion einen Heiratsantrag macht und auch, jedenfalls zu Beginn der Ehe, mit ihr mehr schlecht als recht schläft. Marion scheint sich mit dieser Dreierkonstellation zu begnügen in einer Gesellschaft, die im südenglischen Brighton der Fünfziger Jahre die Homosexualität noch unter Strafe stellt.

Auch der Leser glaubt lange, dass dieses Arrangement irgendwie gut gehen wird, obwohl es Bethan Roberts wie schon in den beiden erwähnten Romanen ganz subtil gelingt, den Spannungsbogen auch sprachlich so zu dehnen, dass er diesem Glauben immer wieder misstraut. Zu Recht, wie sich herausstellen wird, denn irgendwann trifft Marion eine Entscheidung, die nicht nur ihr Leben, sondern auch das von Patrick und Tom umkrempeln wird …

Ein Roman, über eine unmögliche Liebe in einer englischen Gesellschaft, deren Umbrüche Bethan Roberts immer wieder andeutet, so etwa, als sie Marion am Marsch der Antiatombewegung nach Aldermaston teilnehmen lässt und auch in den Versuchen Patricks, die Kunst in die normale Gesellschaft hinein zu öffnen.

Darüber hinaus aber ist „Der Liebhaber meines Mannes“ ein aus unterschiedlichen Erzählperspektiven spannend komponierter Roman, der Bethan Roberts hoffentlich hierzulande etwas bekannter machen wird. Denn die erwähnten beiden ersten Romane wurden leider zu wenig beachtet.

Bethan Roberts, Der Liebhaber meines Mannes, Kunstmann 2013, ISBN 978-3-88897-816-6

[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-03-21)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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