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Dieter Richter - Der Vesuv
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Richter, Dieter:
Der Vesuv

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(Bücher frei Haus)

Rund 500 aktive Vulkane gibt es auf unserem Heimatplanten, aber der Vesuv hat seit Äonen eine Sonderstellung in unserem kollektiven, europäischen Gedächtnis. Seit 1944 ruhe er, schreibt Richter in seiner Einleitung, aber irgendwann werde er wieder in die Weltgeschichte eintreten und auch in seinem Schweigen halte er unsere Unruhe noch am Leben. Der Vesuv sei schließlich Zeuge außerordentlicher Ereignisse welthistorischer Bedeutung gewesen. Zu seinen Füßen siedelten sich Griechen an, gründeten Neapolis, verschwanden die Etrusker, Osker und Samniten und breitete sich schließlich das Römische Weltreich aus. Blühende Städte, Villen und Landhäuser breiteten sich an den Hängen der weiten Bucht in der Nähe des Vesuvs aus und Horaz dichtete: „Nullus in orbe sinus Baiis praelucet amoenis“: Keine Bucht der Welt strahlt so wie das liebliche Baiae.

Crater delicatus – in jeglicher Hinsicht
Auch Ovid hat die Gegend besungen und sie also Ort bezeichnet, an dem sich besonders leicht Frauen erobern ließen. „Crater ille delicatus“ nannte ihn Cicero, „wohlbekannten Wonnekessel“ übersetzt das Richter. Der rebengrüne Berg des Weingottes Bacchus, schönster aller Berge Kampaniens und die um ihn wehende Luft hatten es Dichtern und Ärzten angetan, die die „leichtere und gesündere Luft“ dort schätzten. Der „Vesuvius mons“ beinhaltete aber auch „Feuergluten“, wie Zeitgenossen schon vor seinem Ausbruch - bei dem er unter anderem das antike Herculaneum verschlang - wussten. Die Assoziation zur Unterwelt und Hölle liegt hier natürlich nahe und tatsächlich vermutete man damals im nahe gelegenen Avernersee den Eingang zur Unterwelt, wo der Legende nach auch Aeneas hinabgestiegen war. Odysseus sei ihm später gefolgt und vielleicht noch so mancher andere Gigant, denn als der Vulkan schließlich ausbrach war schnell vom „Untergang der Welt“ die Rede.

Die Ästhetik des Erhabenen
„Einen schönen Schrecken“ konnte man sich schon seit jeher am Vesuv holen, das zeigt auch die Liste der ersten Vesuv-Exkursionen, die laut Richter nicht erst um 1500 begannen. „Das schönste Schauspiel, das Europa zu bieten hat“, schrieb der französische Politiker Charles de Brosses und „Nie hatte ich mich Gott so nahe gefühlt“ bekennt ein sichtlich bewegter Hans Christian Andersen. Der Berg wurde zu einer Projektion verborgener Wünsche, sei es nach Abenteuer, Weltuntergang oder einfach nur Erschütterung des öden Alltaglebens, selbst Goethe erwartete sich von ihm ein „großes, geisterhebendes Schauspiel“. Seit jeher gilt die mögliche Nähe des Todes ja auch als ein begehrtes Aphrodisiakum und deswegen erwarten sich wohl heute viele Vesuv-Besucher noch ein „heißes Abenteuer“ mit den vermeintlich so willigen Bewohnerinnen dieser arkadischen Landschaft: „C’est peut-etre le voisinage du Vesuve qui me chauffe le cul“, schrieb etwa noch 1851 Gustave Flaubert. Ein kleines Wörterbuch vulkanologischer Begriffe, Quellenverzeichnis, Literaturliste und eine Zeittafel sowie viele Anmerkungen befinden sich im Anhang dieser Monographie. Der Band ist reich bebildert und unterhaltsam zu lesen.

Dieter Richter
Der Vesuv.
Geschichte eines Berges.
Verlag Klaus Wagenbach

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-07-14)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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