Schon im Titel steckte eine heimliche Hommage an Muhammed Ali, der auch einmal von sich behauptete, der Größte zu sein und damit wahrscheinlich sogar bis heute recht behalten hat. Denn Muhammed Ali war nicht nur der größte Boxer aller Zeiten, sondern verweigerte auch den Kriegsdienst in Vietnam und allein das macht ihn wohl zum Helden. Aber auch in Jason Reynolds liebevoll geschriebenem Roman geht es um kleine und große Helden und einer davon ist sicherlich der sechzehnjährige Ich-Erzähler Ali, der sich mit den beiden Brüdern und Nachbarskindern Noodles und Needles anfreundet und mit ihnen gemeinsam versucht auf eine Party zu kommen, für die sie eigentlich alle drei noch viel zu jung sind. Und als es dann gelingt, passiert die Katastrophe.
„Was geht?“ frägt Noodles und die Antwort lautet „Immer das Gleiche, seh rot, seh schwarz und mach grün, Baby“. Was wohl ziemlich gut das schwarze Lebensgefühl an sich vermittle, wie der Erzähler ironisch anmerkt. Noodles ist im Gegensatz zu Ali allerdings der geborene Angeber, denn er bläht sich immer auf und stellt dumme Dinge an, wie etwa Wolle in einem Wollladen zu klauen, wofür dann Ali gerade stehen muss. Und so kommt dann auch Noodles Bruder Needles zu seinem Spitznamen, denn immer dann, wenn ihn sein Tourette-Syndrom einholt, fängt er an zu stricken, um es auf diese Weise wieder in den Griff zu kriegen. Das eigentliche Problem ist aber nicht Needles, denn der kriegt sich ja immer wieder unter Kontrolle, sondern Noodles, der Ali richtiggehend „auslaugt“. Und wenn dann gar nichts mehr geht, dann kommen die Eltern von Ali zu Wort, denn seine Mutter ist ein richtiger Schatz, auch wenn sie sich vor langer Zeit von ihrem Mann getrennt hat. Aber auch dieser kommt wieder in den Schoß der Familie zurück, denn schließlich ist das das einzige, was wirklich zählt im Leben. Oder?
„Aber wenn es etwas gibt, das ich über Eltern gelernt habe, dann dass sie dir mitten in einer schwierigen Situation immer etwas Aufmunterndes sagen, weil sie nicht wollen, dass du anfängst zu heulen.“, lautet das Resümee von Ali schließlich und so wird aus diesem Coming-To-Age Roman auch eine wertvolle pädagogische Lektüre ohne erhobenen Zeigefinger. Man sieht, dass die Probleme, die Jugendliche in Brooklyn/New York haben, sich auch nicht grundsätzlich von denen anderer Jugendlicher unterscheiden. Und mit ein bisschen Straßen-Weisheit lebt es sich allerorten einfach leichter.
Jason Reynolds
Coole Nummer. Als ich der Größte war.
Roman. dtv Reihe Hanser
2015, 260 Seiten
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-09-05)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.