Randnotizen
Nebensachen zu diversen Hauptsächlichkeiten
Satiren und andere Wahrscheinlichkeiten von Peter Reuter
Wenn sich der Autor Peter Reuer und sein legendärer Füllhalter an die Arbeit machen, kann dabei immer nur Unwahrscheinliches herauskommen. Denn die Beiden haben ihren ganz eigenen Humor und eine durchgehend ironische Sicht auf ihre Umwelt.
Der prall mit erstaunlichen Beobachtungen gefüllte Band könnte ein sorgfältig geführtes Tagebuch sein. Allerdings fehlen die genauen Daten der jeweiligen Tage, zumal es ohnehin schwierig wäre, jene in den Randnotizen eingefangenen Erlebnisse oder persönlichen Urteile nur jeweils einem ganz bestimmten Tag zuzuordnen. Es sind im besten Sinne All-tagsszenen, die offenbar einem gewissen Wiederholungszwang unterliegen.
Warum auch immer spielen die deutsche Politik und Wirtschaft mit fast allen ihren Facetten dem Füllhalter und dem Autor jede Menge wesentlich und vor allem auch unwesentliche Ereignisse zu, die beide genüsslich kommentieren müssen.
Selbst das „Märchen vom Grundgesetz“ lassen sie nicht aus. Es spielt verständlicherweise in einem deutschen Märchenland mit „einer lebenswerten und menschenfreundlichen Verfassung“. Diese erste Randnotiz des Buches schließt mit dem Erstaunen, dass viele Menschen den Autor fragen, „wie man auf solch putzige Gedanken komme“. Danach waren die Väter des Grundgesetzes eben auch passionierte Anhänger des Land der Dichter und Denker.
Das „wahre Leben“ ist Peter Reuter 19 Eintragungen in sein Randnotizbuch wert.
Es findet sich unter anderem in den besonderen Abenteuer beim Nacktbaden im Baggersee. Und als der Schreiber der Randnotizen der real sehr netten und unbekleideten Frau Sowieso die Hand reicht und er darum den Füllhalter wegestecken muss, endet das mit jähem Schmerz, da sich jenes Schreibgerät nicht in nicht vorhandenen Kleidungsstücken sondern nur auf nackter Haut verstauen lässt.
Auch zum einzig Wahren, zur Liebe, sind dem Autor unterschiedlichste Anmerkungen eingefallen.
Nach Dietrich Bonhoeffer ist da, „wo die Liebe ist“, „der Sinn des Lebens erfüllt“.
Und im Glauben, seine große Liebe vor sich zu haben, gesteht darum der Autor: „Ich liebe Dich – und wie!“. Um dann festzustellen, dass er nur vor dem schlecht geputzten Schlafzimmerspiegel steht.
Schließlich gelingt es dem Gedichteschreiber in seiner Notiz „Tja, Lyrik eben“ nicht einmal durch Einschaltung des Germanistischen Instituts der Universität in Wladiwostok, den entsprechende Verleger von der Güte seiner besonderen Wortwahl zu überzeugen.
Besonders für Leser und Leserinnen mit einer ausgesprochenen Vorliebe für grotesken Humor sowie für die Skurilitäten des achso Alltäglichen ist dieses Buch eine wahre Fundgrube.
Peter Reuter, Randnotizen, INKAS - edition maya, Bad Kreuznach und Bingen 2017, 182 Seiten, € 12,50
[*] Diese Rezension schrieb: Karl Feldkamp (2017-04-19)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.