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Volker Reinhardt - Der Göttliche
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Reinhardt, Volker:
Der Göttliche

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(Bücher frei Haus)

Kunst in Vollendung

Schon zu Lebzeiten war er eine Legende. Er war der einzige Künstler, der zu seiner Zeit (1475 – 1564) auch bei Auftragsarbeiten seine künstlerische Freiheit behauptete und zudem seine Preise selbst festlegte. Ebenfalls war er der erste Künstler, der bereits zu Lebzeiten zum einen die ein oder andere Biographie über sich lesen konnte und, zum anderen, selber in seinen letzten Jahren (wohl auch aus Ärger über das, was er über sich gelesen hatte) seine eigene Biographie diktierte. Michelangelo di Ludovico di Leonardo di Buonarrotti Simoni.

Seit diesen ersten biographischen Anfängen haben die Betrachtungen seiner Person und seiner Kunst keinen Abbruch erfahren. Sein Beiname „Der Göttliche“ zollt vom hohen Respekt und tiefer Verehrung, die er über die Jahrhunderte hinweg erfahren hat und weiterhin erfährt.
Dass immer noch Neues zur Person Michelangelos zu erfahren ist und dass auch eine weitere Biographie in keiner Weise langweilt, ist zum einen begründet in der unendlichen Vielschichtigkeit Michelangelos selbst und seiner Kunst, zum anderen in manch anderem Betrachtungswinkel und Erklärungsansatz, den Volker Reinhardtt wählt..

Volker Reinhardt, der seine Biographie des Künstlers nun im C.H.Beck Verlag auf gut 360 Seiten vorlegt, geht bei der Betrachtung von Leben, Werk und Person Michelangelos durchaus seinen eigenen Weg und stellt einen Strang seiner Wertung der Person unter durchaus eigenständige Thesen.

Natürlich geht auch er ausführlich und respektvoll auf das Werk Michelangelos ein, zudem aber versteht es Volker Reinhardt in interessanter Weise, auch das politische und soziale Umfeld der Zeit in und um Florenz herum prägnant zu beschreiben und in seinem Einfluß auf die Person Michelangelos darzustellen.

Einen wichtigen Schritt stellt dies dar zu seinem persönlichen Ansatzpunkt, die Person Michelangelos und viele seiner Eigenarten und an verschiedenen Orten erkennbarer, fast barscher Unhöflichkeiten, aus der Familiengeschichte heraus zu erklären.
Das jenes „Schreckliche“ an Michelangelo nicht nur Teil seines „göttlichen Talents“ war, sondern auch aus dem Niedergang und der fast vergessenen Abstammung aus einer der ehemals hohen und führenden Familien des Landes heraus zu erklären ist, ist eine andere, neue Impulse erschließende Betrachtung der Person Michelangelos als einer Person, die zeitlebens hohen Wert darauf legte, den Mächtigen seiner Zeit zumindest auf Augenhöhe zu begegnen. Eine andere Zugehendweise, die sich auch in der hohen Beachtung der Schriften Michelangelos niederschlägt, die, anders als seine bildende Kunst, deutlich mehr Aufschluss über seine persönlichen Gedanken und Verhältnisse abbilden.

Ebenso erhellend legt Reinhardt den familiären Hintergrund Michelangelos dar.
Als Sohn, Bruder und Onkel zeitlebens durch die Familie in die Rolle des Geldgebers gedrängt und dementsprechend durchaus verständlich in seinen oft unwirschen Äußerungen wird auch hier, neben dem „Mythos Michelangelo“ der Mensch in seinen Konturen und seinen prägenden Elementen erkennbar.

Durchaus nachvollziehbar, das Volker Reinhardt aus dieser Vielzahl von Einflüssen auf die Entwicklung Michelangelos seine ausgeprägte wirtschaftliche Finesse her ableitet. Und ebenso eingängig seine Vermutung, dass schon alleine deshalb eine Reihe von Werken Michelangelos unvollendet und unfertig verblieben sind, weil der Künstler einfach zu viele Aufträge annahm, um alle Arbeiten vollenden zu können. Eine These, die durchaus ihren Reiz neben den inhaltlichen und interpretierenden Vermutungen über die Nicht vollendeten Kunstwerke hat.

Abgerundet wird das Buch durch eine ausführliche Zeittafel, eine Stammtafel der Familie di Simone und ein ausführliches Literaturverzeichnis, das zur vertiefenden Weiterarbeit bestens geeignet ist.

Sprachlich flüssig und eingängig geschrieben, ohne es an gründlicher Recherche fehlen zu lassen, bietet das Buch von Volker Reinhardt einen umfassen Blick auf Michelangelo, auf die ihn prägenden Strömungen seiner Epoche und der konkreten politischen du sozialen Gegebenheiten im Florenz der Medici. Er versteht es dabei, nicht nur die Kunst und den Künstler, sondern auch den Menschen mit all seinen Ecken und Kanten näher zu bringen und so ein stückweit den „Göttlichen“ wieder mit hinein in unsere Welt zu holen.

[*] Diese Rezension schrieb: Michael Lehmann-Pape (2010-06-22)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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