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Julian Reichelt - Das BILD-Buch
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Reichelt, Julian:
Das BILD-Buch

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(Bücher frei Haus)

Nicht ganz so groß wie die Original-BILD-Zeitung, aber dennoch wohl ebenso gewichtig was den politischen Inhalt betrifft, zeigt die vorliegende Publikation des TASCHEN-Verlages Monat für Monat die wichtigste, schrägste oder kontroverseste BILD-Titelseite, von Juni 1952 bis Juli 2017: 65 Jahre deutsche Geschichte und Weltpolitik, wie Deutschlands umstrittenste Zeitung sie sah, sind hier an einem Ort zwischen zwei Buchdeckeln versammelt und zeigen auf 812 Seiten die frechsten Titelsprüche, bizarrsten Meldungen und spektakulärsten Fotos. Denn was für die BILD vor allem zählte war Auflage, Auflage, Auflage und nichts anderes.

BILD kontrovers

Man kann von der BILD-Zeitung ja halten, was man will, aber Zeitgeschichte hat sie ohne Zweifel geschrieben. Man denke nur an die Ermordung des Studenten Benno Ohnesorg und die Berichterstattung der BILD. Oder als der Artikel über das Attentat auf Rudi Dutschke zum Auslieferungsstopp der Zeitung durch demonstrierende Studenten geführt hatte. Das Verlagshaus wurde damals sogar angegeriffen und das Ereignis ging als „Die Osterunruhen von 1968“ in die Geschichte ein. „Enteignet Springer!“ hieß eine Forderung der Demonstrierenden damals, eine Losung die nur noch durch „Leute macht die Fackeln aus, wir brauchen sie für’s Springer Haus!“ übertroffen wurde. Eine demokratische Kontrolle der Presse wurde gefordert, da die Studenten den Verleger Axel Springer und nicht den Attentäter Josef Bachmann für den Anschlag auf Rudi Dutschke verantwortlich machten. Eine (chinesische) Kulturrevolution befand sich auf ihrem Höhepunkt. Seither hat es natürlich weitere Skandale um die Zeitung gegeben, die auch auf dem Watchblog „Bildblog“ nachzulesen sind, der mit etwa 50.000 Lesern der meistgelesenste Webblog Deutschlands ist. Die Bild hat heute übrigens 1,6 Millionen verkaufte Exemplare was einer Reichweite von 12,31 Lesern entspricht. Wohl immer noch die meistgelesenste Tageszeitung Europas.

Von Bumm-Bumm und Terror

Mindestens ebenso viele Leser wünscht man dieser großformatigen Publikation des Taschen-Verlages, die Zeitgeschichte fühlbar nachlesen lässt und von den Wirtschaftswunderjahren der jungen Bundesrepublik über Pillenknick und erste Mondlandung, den Terror der RAF, Bumm-Bumm-Boris und „Wir sind Papst” bis hin zu den Politikeraffären unserer Tage stets kontrovers berichtet hat. Die BILD war eben immer „ganz nah dran am Geschehen, unverblümt und oft auch erbarmungslos“, so die Selbstbeschreibung des Millionenblattes. Die einleitenden Worte wurden von Chefredakteur Julian Reichelt verfasst und weitere Essays stammen von Stefan Aust, Jean-Remy von Matt oder Vitali Klitschko, dem Schriftsteller Ferdinand von Schirach sowie von Franz Josef Wagner. „Das BILD-Buch“ ist ein Geschichtsbuch der unsentimentalen Art, das neben den Ereignissen auch die Zeitstimmung der einzelnen Dekaden wiederspiegelt und zudem den begehrten Red Dot Design Award gewann. Nostalgisches Staunen, kritisch gerunzelte Stirn oder ungläubiges Auflachen nicht ausgeschlossen. Das war Deutschland? Auch das ist Deutschland.

Das BILD-Buch
Julian Reichelt, Jean-Remy von Matt, Vitali Klitschko
Hardcover, 26 x 37 cm, 812 Seiten
ISBN 978-3-8365-7074-9
TASCHEN Verlag
39,99.-

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2017-10-11)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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