Untergründige Töne, Bildstörungen und Lichtzeichen geben „The Rambler“ gewisse Insignien eines David Lynch Films, auch die Atmosphäre ist sehr düster und dunkel. Der Protagonist – ein Herumtreiber, den es ohne bestimmtes Ziel von hier nach da verschlägt – ist allerdings eine Reinkarnation eines Westercowboyhelden mit machohafter Attitüde, die eher altbacken wirkt und damit vielleicht allerhöchstens einem John Wayne zur Ehre gereicht. Der Rambler spricht nur wenig, hat stets eine Sonnenbrille auf, Cowboyboots an und die Zigarette in den Mundwinkeln. Nachdem er (Dermot Mulroney) aus dem Gefängnis entlassen wird, kümmert er sich als erstes um seine Insignien des Machos und da darf ein Cowboyhut natürlich genauso wenig fehlen wie eine enganliegende Jeans. Eigentlich weiß er sonst gar nichts mit seiner neu gewonnen Freiheit anzufangen und da kommt ein Angebot seines Bruders, auf dessen Farm mitzuarbeiten, gerade recht. Seine Fahrt zu der Ranch seines Bruders wird dann allerdings alsbald zu der auch im Titel schon angekündigten Fahrt in die Hölle. Der Hölle auf Erden.
Und was ist mit den Mumien?
„What about the mummies? - You belong in jail!“, heißt es auf dieser Reise in einen Horrortrip unvermutet und man kann dies nur so interpretieren, dass es dem Rambler im Gefängnis vielleicht sogar noch besser ergehen hätte können als in Freiheit, denn eine Liebesaffäre mit einer jungen blonden Schönheit entpuppt sich alsbald zu einem Splatterfilm in bester 80er Tradition, etwa wenn ein Zombie dem Rambler, der in einer Szene an ein Gitterbett gefesselt wurde, von hinten über das Gesicht kotzt. Spätestens jetzt weiß man auch, warum er während des ganzen Films seine Sonnenbrille nie abnimmt: er will den Schrecken um sich einfach nicht sehen. Eine Gewaltorgie mit Messer wird dann mit einem cleaner behandelt, ein Boxkampf mit Zigarre und Brille und Haken und Whiskey bestritten. „Staring in the distance all the time – what the fuck goes on in the world?“, die delirierenden Bilder stammen entweder aus dem Kopf des Ramblers oder er setzt in Freiheit nun das um, wovon er im Gefängnis immer geträumt hatte.
Frankenstein’s Son
Das Echo „I can come with you“ seiner neuen Spielkameradin lässt den Rambler ebenso kalt, wie er auch sonst alle anderen menschlichen Regungen zu verschmähen scheint. Ein Chamäleon dem der Kopf abfällt und das dann gelb blutet wird zwei Minuten in Großaufnahme gezeigt, der Blondine ein Arm abgerissen, aber der Rambler steht nur dumm daneben und schaut ins Leere mit ebenso leeren – sonnenbrillenbedeckten - Augen. Ein verrückter Doktor versucht den Arm von der Frau zu retten, aber die lange Autofahrt macht das Annähen des nunmehr blutleeren Armes zur Makulatur. Zuvor sind in diesem Film schon Brüste explodiert, der Rambler hat ein verätztes Gesicht erhalten und findet sich alsbald wieder in einem Frankenstein Monolog. „I feel sorry for what they have done to the monster“, sagt sein Fahrer. Endlich bei seinem Bruder angekommen erleuchtet ihm dann die Erkenntnis „The only true home is the highway“ seinen weiteren Weg in seinen Untergang, seinen ganz persönlichen Highway to Hell. Ein Abgesang auf den Macho? Wer suchet, der findet.
Calvin Reeder
The Rambler – Highway to Hell
Koch Media Home Entertainment, 2013, DVD, 95 min
Extras: Kurzfilm, Original Kinotrailer
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-04-22)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.