Das vorliegende neue Buch von Thomas Raab schließt sich nahtlos an die bisherigen durchweg lesenswerten Fälle des Restaurators Willibald Adrian Metzger an, der als Hobbydetektiv immer wieder in mysteriöse Fälle schlittert und sie mit seiner eigenwilligen Art der Durchdringung der Materie und immer wieder mit tatkräftiger Unterstützung seiner Frau löst.
Mit seinem Restaurator Willibald Adrian Metzger und dessen Lebenspartnerin Danjela Djurkovic aus Kroatien hat Thomas Raab literarische Figuren erschaffen, die nun nach sechs Bänden nicht nur zu den originellsten der deutschsprachigen Krimiszene gezählt werden müssen, sondern auch zu den erfolgreichsten. Mit seinem speziellen Spürsinn und in einer wie selbstverständlichen, oft völlig sprachlosen Kooperation mit seiner Herzensdame Danjela nimmt Willibald Adrian Metzger, auch kurz nur "der Metzger" genannt, randständige Phänomene seines Alltags wahr und spürt sensibel ihre Unstimmigkeit.
Dann verfolgt er zielstrebig die zunächst noch lockeren und unzusammenhängenden Fäden und stößt mit großer Regelmäßigkeit ziemlich bald in die Mitte eines kriminellen Geschehens vor, das für Thomas Raab immer auch ein Stück seiner österreichischen Heimat und Kultur ist, die er dann mit scharfem und bissigem Humor beschreibt.
Thomas Raab hat einen Stil, in den man sich verliebt, er spielt mit den Worten, hat einfach Freude an ungewöhnlichen Formulierungen und Sprachspielen, mit denen er nicht selten seine Kritik ummantelt.
Thomas Raabs Sprache ist wie immer zunächst gewöhnungsbedürftig. Mit vielen Bilder, seltsamen Satzkonstruktionen fordert er dem Leser zunächst einiges ab, bis der sich an diese Form der Poesie gewöhnt hat und dann richtig Freude daran findet.
In seinem neuen Buch geht es gleich hoch her. Da gibt es einen Angriff auf eine Würstchenbude. Nicht nur die Bude ist hin, sondern auch ein sehr bekannter und von vielen gehasster Literaturkritiker kommt zu Schaden.
Da gibt es den Hansi Woplatek, Kinderfreund von Willibald Adrian Metzger und Sohn seiner Stammfleischerei. Dieser Hansi will nicht die Nachfolge des Vaters antreten, sondern lieber Schriftsteller sein.
Und kurz darauf zwischen den Schweinehälften in der Metzgerei ein menschlicher Kadaver.
Und wer ist der Autor jener Manuskriptauszüge, die Thomas Raab immer wieder in kursiver Schrift einstreut und die voller Gewaltphantasien sind?
Wie immer dauert es wieder ziemlich lange bis dem Hobbydetektiv eine zündende Idee kommt, nachdem er all die viele Fäden, die Raab auslegt, sortiert hat und die Lösung auf einmal klar auf dem Tisch liegt …
Absolut lesenswert und köstliche Unterhaltung.
Thomas Raab, Der Metzger, TB, Droemer 2017, ISBN 978-3-426-30496-9
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-08-14)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.