Ernst Probst sammelt Fakten über die Mutter aller Sommerenten: Über Nessie und andere Kryptotiere
Sommers fällt die Medienbranche in ein Loch, das nach der Jahreszeit benannt ist, in der es sich öffnet. Alljährlich nehmen Journalisten ein anderes Loch zu Hilfe, um den zwischen Juli und September gähnenden Informationskrater zu stopfen. Zwar haben sich verschiedene Themen über Dekaden hinweg bewährt. Doch der Klassiker, die unsterbliche Mutter aller Sommerenten, ist und bleibt ein Vieh, dem laut heiliger Mär St.Columban schon im Jahre 565 zum ersten Mal am Loch Ness begegnete.
Das einem Plesiosaurus nicht unähnliche Wesen hat den schottischen Highlands eine mediale Aufmerksamkeit beschert, die ihnen trotz ihrer wildromantischen Naturkulisse sonst wohl nicht zuteil geworden wäre. Seit den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts traten vermehrt Sichtungen des „Ungeheuers von Loch Ness“ auf. Dass es nun eine gedruckte Aufzählung all dieser vorgeblichen Saurierbeobachtungen gibt, verdanken wir dem Autor und Selbstverleger Ernst Probst. Mit Werken wie „Superfrauen“ (14 Bände) sowie diversen populärwissenschaftlichen Darstellungen zur Urzeit hat Probst bereits nachgewiesen, dass er ein fleißiger Rechercheur und Faktensammler ist.
Sein „Monsterbuch“ bringt zwar keine neuen Erkenntnisse über das Loch- Ness-Monster. Aber dennoch gebührt Probst Achtung für seine Fleißarbeit. Er hat ein recht gut lesbares Substrat dessen geliefert, was einschlägige Literatur, Zeitungsartikel und vor allem das Internet zum Thema hergeben. Letzteres hat Probst offensichtlich als Hauptquelle für das Bildmaterial genutzt. Entsprechend stark aufgerastert erscheinen daher die ohnehin schon sehr körnigen Nessie-„Dokumentaraufnahmen“. Das stört allerdings nicht weiter, passt im Gegenteil sogar recht gut zum semiwissenschaftlichen Gegenstand.
Der Hauptteil des Buches besteht aus einer Abhandlung über den See selbst und Listen der Sichtungen, Suchaktionen, Erklärungsversuche und Nessie- Jäger. Im zweiten Teil stellt Probst weitere kryptozoologische Phänomene vor. Manche, wie der Quastenflosser, sind spät entdeckte Arten. Bei anderen, wie dem Yeti, handelt es sich wohl eher um Verwandte des Loch-Ness-Monsters. Dessen Existenz hält Probst übrigens nach Untersuchung aller Informationen für eher unwahrscheinlich.
ALEXANDER MENDEN
ERNST PROBST: Nessie. Das Monsterbuch. Verlag Ernst Probst, Mainz 2002. 200 Seiten, 23 Euro.
[*] Diese Rezension schrieb: Ernst Probst (2002-07-20)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.