Dieser Roman der in Buenos Aires lebenden argentinischen Schriftstellerin Angela Pradelli hat wohl auch das Interesse der Lektoren des Züricher Rotpunktverlags gefunden, weil sie in diesem Jahr „writer in residence“ in Zürich ist und so zumindest in der Schweiz einen gewissen Bekanntheitsgrad bekommen hat.
„Das Haus des Vaters“ ist eine aus vielen kleinen Episoden zusammen gesetzte Geschichte einer Annäherung einer Tochter an ihren verstorbenen Vater. Sie beginnt diese ruhigen, stellenweise zärtlichen Erinnerungen, als der Nachbar Ramon, der beste Freund des verstorbenen Vaters vor seinem Haus versucht, einen Baum zu fällen. Die Erzählerin sieht ihm dabei zu und sie kommen sich in den gegenseitig mitgeteilten Erinnerungen an den Vater und Freund näher, der für beide eine Leerstelle in ihrem Leben hinterlassen hat.
Da geht es um die Natur, um Vögel, die Jahreszeiten, aber auch um das Alter und die Endlichkeit des Menschen. Ramon erzählt vom Meer und vom Angeln. Dieser Nachbar und seine Erinnerungen sind für die Erzählerin eine immer stärker werdende Verbindung zu ihrem geliebten Vater.
„Das Haus des Vaters“ ist ein sanftes und durch und durch poetisches Beispiel dafür, wie die erzählende Erinnerung an einen Menschen diesen in den Nachkommen lebendig hält, ihn achtet und wertschätzt. Dieser so gewonnene Schatz bereichert das Leben der Erzählerin und verwandelt ihre Trauer in Freude.
Ein literarisches Kleinod.
Angela Pradelli, Das Haus des Vaters, Rotpunktverlag 2012, ISBN 978-3-85869-512-3
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-07-10)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.