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Patrick Potter - Banksy.: You Are an Acceptable Level of Threat
Buchinformation
Potter, Patrick - Banksy.: You Are an Acceptable Level of Threat bestellen
Potter, Patrick:
Banksy.: You Are an
Acceptable Level of
Threat

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(Bücher frei Haus)

„If graffiti changed anything -it would be illegal“, steht in der Banksy-typischen Schrift auf eine Londoner Hauswand gesprüht. Ein stencil zeigt einem Mann mit umgehängtem Schild „Will work for idiots“. Der Sarkasmus von Banksy kommt auf hohem Niveau daher und die vorliegende Kollektion „You Are An Acceptable Level of Threat“ von Fotographien von Banksy's street art work bringt auf ebenso hoher Qualität das rüber, was den Mann ohne Gesicht so unverwechselbar macht.

Retribution als Revenge
Der Bogen des hier publizierten Werkkataloges reicht von den late '90s bis Ende 2011. Die Orte, die besucht wurden, umspannen den ganzen Globus, darunter predominantly natürlich UK, USA und Europa. Viele Bilder wurden noch von niemandem gesehen, denn es wurden auch versteckte Werke aufgespürt, die nur der Urheber kennt, aber der hat an der vorliegenden Publikation ja auch mitgearbeitet. Als Banksy mit seiner Arbeit anfing war Graffiti noch eine Form von urban guerilla warfare, eine Art Revenge, wie es Banksy ausdrückt: „Just doing a tag is about retribution. If you don’t own a train company then you go and paint one instead“, so Banksy 2003 im Simon Hattenstone Interview im Guardian. Vielleicht war Graffiti auch eine Reaktion auf die Privatisierung öffentlichen Eigentums, das sich die enteignete Öffentlichkeit auf diesem Wege wieder zurückholte. Denn wer sein Zeichen, sein „tag“, wo unterbringt, enteignet das Enteignete, gibt eine Marke ab, die besagt: bis hierher und nicht weiter, hört auf, oder wir werden wirklich einen Krieg gegen Euch führen. Das unter der Blair-Regierung ausgerufene Ende des Klassenkampfes und die Stilisierung der Insel zu einem „Cool Britannia“ bekam spätestens mit dem Irakkrieg seine ersten Risse. „The gap between the `haves´and `have-nots´rapidly increased“, schreiben die Herausgeber, New Labor habe den Wohlfahrtsstaat genauso zerstört wie die bürgerlichen Freiheiten.

Ein Robin Hood der Moderne?
Wenn man den Gerüchten glauben darf, handelt es sich bei Banksy tatsächlich um nur eine Person, die hier von der Polizei gesucht wird: nur Banksy himself vermag aus einem bloßen Müllcontainer ein Kunstwerk zu machen und adelt mit seiner bloßen „Unterschrift“, seinem Signé, zeitweilen auch einfache Verkehrsschilder oder -.ampeln. Banksy schafft, das wofür die Situationisten ganze Buchschwarten wälzen mussten: er stiftet einen neuen Kontext zu Dingen des Alltags und schafft so für Verwirrung, Aufklärung, Anti-Propaganda. Die sogenannte „Broken Window Theory“ der Kriminologen Wilson/Kelling wurde in den späten 80ern und frühen 90ern für die zero-tolerance Politik des damaligen Bürgermeisters von New York, Rudolph Giuliani, verwendet. Die Theorie besagt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Vandalismus, Straßengewalt und dem Niedergang eines Viertels oder der Gesellschaft insgesamt gibt und wurde auch für den Kampf gegen Graffiti als Legitimationsgrund verwendet. „Brandalism“ nennt Banksy andere Sujets seiner Kunstform.

„Mindless vandalism can take a bit of thought.“
„Brand“ steht dabei für Markenprodukt und Banksy fordert dazu auf, die sog. „Markenzeichen“ zu verfremden und für sich in Beschlag zu nehmen, und so wird aus Vandalism „Brandalism“, denn die eigentlichen Terroristen sind die Marketingstrategen von Markenprodukten, die dort buntes Papier verkleben, wo vorher Bäume wuchsen („I remember when all this where trees, steht da auf einer Baustelle). Da Werbung aber eigentlich niemandem gehört und es niemanden Eigentums sei, schade es nicht, sie zu re-arrangieren oder neu zu verwerten und zu benutzen, adbusting nannte man das auch mal. „Asking for permission is like asking to keep a rock someone just threw at your head.”, deswegen also nichts wie los? Aber nein, Achtung! „Mindless vandalism can take a bit of thought.“ Ein guter Ratschlag auch für diejenigen, die glauben ein flotter Spruch sei schon ein echter „Banksy“. Mitnichten, nein! Banksy: „Artwork that is only about wanting to be famous will never make you famous. Fame is only a by-product of doing something else. You don`t go to a restaurant and order a meal because you want to have a shit.”

„Power can and should be deceived.“
Das Werk Banksys erinnert einen immer wieder daran, dass Macht zwar existiert, aber dass sie nicht so effizient ist, wie sie sich gebiert: „It can be and should be deceived.“ Oft erkennt man durch Banksys Arbeit auch, dass vieles von der Inszenierung der Macht auch einfaches Theater ist, das einen symbolischen Kommunikationskrieg führt. Banksy ermöglicht es dem Betrachter, über die Inszenierungen zu lachen und damit vielleicht etwas mehr Raum für’s Nachdenken zu lassen. Denn die Zeichen sind nicht immer so mächtig, wie sie scheinen, es sind oft nur Symbole einer zusammenbrechenden Macht, die sich den Anschein der Allmacht geben möchte. Wer dahinter schaut, sieht mehr. „This is where I draw the line“. Oft genügt ein kleiner Strich und das Spektakel wird entblößt.

Carpet Bombing Culture
Banksy.: You Are an Acceptable Level of Threat
by Gary Shove, Patrick Potter, Banksy
Hardcover,228 pages
Carpet Bombing Culture
ISBN 1908211083 (ISBN13: 9781908211088)
edition language
English

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-04-27)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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