Was ist eigentlich Wissenschaft? Was Philosophie? Hans Poser beschäftigt sich in seiner „Wissenschaftstheorie“ zum Beispiel mit David Hume, der als einer der ersten „den Gedanken ins Spiel gebracht“ habe, dass die behauptete Notwendigkeit in der Natur in keiner Weise zu beobachten sei – sie beruhe vielmehr „auf unserer gewohnheitsmäßigen Zuschreibung“. Der Kausalzusammenhang entziehe sich jeder Wahrnehmung, etwa wenn die Sonne einen Stein bescheine. Da wir es nicht jeden Tag beobachten könnten, sei das „immer“ ungerechtfertigt. „Angewandt auf den Begriff des Naturgesetzes, bedeutet dies aber, dass Naturgesetze weder eine Kausalität noch eine Notwendigkeit noch eine Extrapolation auf die Zukunft ausdrückten, sondern richtig verstanden, nur die Zusammenfassung bisher beobachteter Regelmäßigkeiten darstellen. Das „Herzstück der Kausalität“ sei: tritt eine Ursache auf, gebe es auch eine Wirkung. Aber für Hume gibt es dieses Element nicht, oder wir brauchen es zumindest nicht. Die Notwendigkeit – Gott - fällt damit raus. Es gibt viel mehr Zufälligkeit im Naturverständnis von Hume, als Notwendigkeit. Also könnte auch die Zukunft anders sein, als die Vergangenheit. Davide Hume’s Verständnis widerspricht dem bis dahin immer noch vorherrschenden mittelalterlichen Verständnis der Welt, das davon ausgeht, dass immer alles gleich bleibe, solange es dem göttlichen Willen – der Notwendigkeit -. entspreche, radikal. Darin liegt tatsächlich etwas revolutionäres, denn Hypothesen hätten gar nichts Notwendiges, die Annahme der Uniformität der Natur sei ebenso eine unbeweisbare Hypothese. Damit unterminiere Hume die rationale Beweisbarkeit von induktiven Schlüssen und stellte die bisherigen mittelalterlichen Vorstellungen in der theologisch geprägten Philosophie auf den Kopf, denn es ist nie alles erklärbar. Wir würden vielmehr mit den Mitteln der Sprache einen Sachverhalt herauslösen. Ihn allein erkören wir, aber nie die komplexe Situation.
Die philosophische Einführung von Hans Poser in die Wissenschaftstheorie erklärt nicht nur alle wichtigen Grundbegriffe, sondern untersucht auch das Verhältnis von Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte und befasst sich mit den verschiedenen Ansätzen der Theoriebildung, zudem wird auch eine neue fächerübergreifende Wissenschaftsphilosophie entworfen. Aus dem Inhalt: Der analytische Ansatz, Geschichtlichkeit, Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte, Komplexität und Technik als übergreifende Wissenschaftsmodelle. In letztem Kapitel werden u.a. so grundlegende Begriffe wie Hermeneutik, Dialektik und Evolution als Deutungsschema.
Hans Poser
Wissenschaftstheorie.
Eine philosophische Einführung
2., überarb. und erw. Aufl. 2012
363 S.ISBN: 978-3-15-018995-5
EUR (D): 9,80
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-09-24)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.