5 Routen – von Hoffmann bis Wagner, von der Postsparkasse bis zur Secession
Die Touren in diesem Band decken das Wiental zur Hohen Brück, den Hohen Markt zum Stadtpark, die Hietzinger Villen, den Steinhof und die Otto Wagner Villen sowie Josef Hoffmann auf der Hohen Warte ab.
Wien an der Wienzeile
Das Gebäude der Unfallversicherungsanstalt an der Wiener Linken Wienzeile, von Franz und Hubert Gessner geplant, inspiriert die Autorin zu folgendem Satz: „Mit seiner monumental ausgebildeten, abgerundeten Ecke, den aufwendigen Fassaden und der Ausstattung erinnert es daran, dass die Wienzeile um 1900 durch die Wienflussregulierung und die Erbauung der Stadtbahn so sehr aufgewertet worden war, dass man sie als repräsentativen Boulevard bis nach Schönbrunn führen wollte“, so Podbrecky in einem Anflug von Entzückung, denn die „Linke Wienzeile bietet ab hier stadteinwärts eine Art architektonische Leistungsschau der Jahrhundertwende“. Tatsächlich sind die Gebäude die den Naschmarkt und den samstäglichen Flohmarkt säumen sehr prächtig und erstrahlen - besonders natürlich bei Sonnenschein - in immerwährendem Glanz und goldener Aureole. Trotzdem ist von einem „Prachtboulevard“ stadtauswärts dann nicht mehr viel zu spüren, es sei denn, man bezieht die U-Bahn-Bauten Otto Wagners mit ein, denn diese sind tatsächlich nicht nur funktionell, sondern auch äußerst adrett anzusehen.
Wien zwischen den Zeilen
Wer schon einmal im Café Rüdiger Hof gesessen ist, wird sich über die Bay-Windows des Gebäudes gewundert haben. Gleich ums Eck befindet sich übrigens ein Gebäude eines weiteren Otto Wagner Schülers, Jan Plecnik, der das Miethaus Langer in der Steggasse geplant hatte und später besonders in Tschechien bei Masaryk als Planer einer „slawischen Architektur“ reüssierte. Auch wenn nicht alle Gebäude, die Podbrecky in ihrem lesenswerte Stadtführer beschreibt, zum Jugendstil zur rechnen sind – das räumt sie einleitend selbst gerne ein – sind doch alle auf ihren fünf Touren besuchten Sehenswürdigkeiten einen ausgedehnten Besuch wert. Der Kult um das „Fin de Siècle Vienna“ war eigentlich erst in den Sechzigern des vergangenen Jahrhunderts ausgelöst worden, denn das Interesse an der Pop-Art mit ihrem surrealistischen und psychodelischen Motiven überwand die Epoche der Nachkriegsarchitektur, die als allzu funktionalistische empfunden wurde. Jugendstil offerierte in den Sechzigern das, was beinahe von den wuchernden Neubauten zum Verschwinden gebracht worden wäre und von dem Wien als Fremdenverkehrsstadt heute so profitiert. „Der Jugendstil sollte eine neue, unverbrauchte, nie gesehene Formensprache sein, der lang ersehnte neue Stil, der sinnbildlich auch für längst fällige gesellschaftliche Veränderungen stand“, so die Autorin. Beinahe wäre dieses klassische Erbe Wiens, der Jugendstil, in den Sechzigern von den Modernisierern zerstört worden, aber dieser Stadtführer zeigt, dass nicht alles zum Verschwinden gebracht wurde.