"Der letzte Überlebende" ist eine wahre Geschichte. Es sind die Aufzeichnungen des Sam Pivnik, der Ausschwitz als einziger aus seiner Familie überlebt hat und heute in einem Seniorenheim in London lebt.
Mehrfach ist er nach seiner Deportation nach Auschwitz und nach seiner Befreiung dort dem Tod entkommen, zuletzt bei der Bombardierung der "Cap Arkona". Was bewegt einen Menschen, der am Ende seines Lebens steht, all das Grauen, das er durch die Judenverfolgung, dem Lager in Ausschwitz und auch nach der Befreiung des Lagers erlebt hat, weiterzugeben? Über eine Zeit zu sprechen, die er sein Leben lang nicht vergessen kann. Er hat mit diesem bewegenden Buch, das im Rezensenten die Erinnerung an die Bücher von Primo Levi wachrief, die er vor Jahrzehnten las, seiner Nachwelt ein Dokument hinterlassen, das helfen soll, dass das Grauen und die Hölle des Holocaust niemals in Vergessenheit geraten.
Die Lektüre ist ähnlich wie bei Primo Levi ein hartes Stück emotionaler Arbeit, aber auch intellektuell sieht man sich mit der immensen Herausforderung konfrontiert, dass all das Geschehene nicht wirklich verstanden werden kann. Es ist so weit außerhalb dessen, was wir für unser Menschsein für konstitutiv halten, dass man schier den Verstand verlieren kann.
Nie wieder – das ist der Ruf aller Antifaschisten seit dem Zweiten Weltkrieg – und dennoch ist der Schoß, aus dem all dieses Grauen einst kroch, heute so fruchtbar wie nie zuvor seit dieser Zeit.
Möge dieses Buch für die Leser der Generation, die mit Primo Levis Bücher nichts mehr anfangen können, sie auch gar nicht kennen, eine Geschichtsstunde sein, die sie nie vergessen werden.
Sam Pivnik, Der letzte Überlebende, Theiss Verlag 2017, ISBN 978-3-8062-3478-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-05-08)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.