Das Mountainbike ist nichts anderes als ein „zeitgemäßes Instrument für Flow-Erlebnisse“. In früheren Zeiten mag man sich den Flow vielleicht anders geholt haben, aber heute, in der modernen Zeit, ist es doch gut, ein solches Instrument zu besitzen und es dafür zu nützen, wofür wir im normalen Arbeitsleben kaum mehr die Chance kriegen: den Flow zu erleben. Was aber ist dieser vielbesagte Flow eigentlich? Die beiden Autoren haben sich selbst auf die Suche nach ihm gemacht und mit Wissenschaftlern, Mountainbikern und anderen Freudensgenossen zu sprechen und darüber ein Buch zu verfassen, das auch mit einigen fotografischen Flow-Highlights aufwarten kann.
Die autotelische Erfahrung: Flow
Der Begründer der Flow-Forschung, der den poetischen Namen Mihaly Csikszentmihalyi (sprich: Tschik-sent-mihalyi) trägt, beschreibt das optimale Ergebnis als Mischung aus Herausforderung und Können. Denn um den Flow zu erleben, muss die Schwierigkeit der gewählten Aufgabe auf die persönlichen Fähigkeiten passen. Der 1934 in Fiume geborene Flow-Experte stieß nach einigen Jahren in Internierungslagern ausgerechnet auf Carl Gustav Jung und studierte später Psychologie in Chicago, wo er lernte, dass es gerade scheinbar zwecklose Tätigkeiten sind, die den Flow am besten vermitteln. Csikszentmihalyi stellte fest, dass es vor allem auf die innere oder intrinsische Motivation ankommt, wenn man ein Flow-Gefühl erreichen will, also eine völlig zweckunabhängige Tätigkeit, deren Kick allein durch die Tätigkeit als solche entsteht. Die „tätigkeitszentrierte Motivation“ (Rheinberg) wird von Csikszentmihalyi auch „autotelische Erfahrung“ genannt, eine sich selbst genügende Aktivität, die man ohne Erwartung künftiger Vorteile ausübt. Natürlich ist der Flow folgerichtig auch durch andere Tätigkeiten erreichbar und nicht ausschließlich an das Mountainbiken gebunden. „Energy flows where attention goes“. Es geht einfach darum seine Aufmerksamkeit zu lenken und den Focus nicht zu verlieren. Das allein verspricht Glücksgefühle.
Kick versus Flow
„Jeder Mensch ist in der Lage, sein einmaliges Potential zu entfalten – weit über jegliche Vorstellung hinaus – wobei körperliches Training eine entscheidende Rolle zukommt.“, meint der ehemalige Bomber-Pilot George Leonard, der in den Sechzigern das Esalen Institut in Big Sur, Kalifornien gründete. Eigentlich ist der Kick und der Flow ja grundsätzlich entgegengesetzt. Der Kick setzt auf ein kurzes rauschhaftes Erlebnis durch ein Erlebnis (etwa: Bungee-Jumping), der Flow wiederum kommt erst langsam zustande. Mountainbiken ist das perfekte Instrument, um durch Beschleunigung zur Entschleunigung zu gelangen, denn es fordert am meisten das an uns heraus, was wir in der Arbeitswelt immer mehr sträflich vernachlässigen: den Körper. Dabei sollten wir auch den Spieltrieb nicht vernachlässigen, denn wie Dr Stuart Brown – Gründer des National Institute for Play - nachgewiesen hat, führt gerade ein Spieldefizit in jungen Jahren zu psychologischen Defekten, wie er anhand von Biografien von Massenmördern nachweisen konnte. „Das Gegenteil von Spiel ist nicht Arbeit, sondern Depression“, so Brown und fordert wieder mehr von Kindern zu lernen, denn sie machen alles mit Freude und Neugierde, ohne Zwang und Leistungsdruck.