Nach dem Ende des verheerenden Ersten Weltkriegs, der das Ende des deutschen Kaiserreichs bedeutete, bildete sich mit der später so genannten Weimarer Republik die erste Demokratie auf deutschem Boden, der aber wegen vieler innenpolitischer Konflikte und zunehmender Radikalisierungen links und vor allen rechts des politischen Spektrums keine gute Zukunft beschieden war, sondern die schlussendlich in einem totalitären Regine endete, wie es die Welt so vorher noch nicht erlebt hatte. Graue und brutale politische Wirklichkeit traf sich damals mit einer glanzvollen Zeit für Kunst und Kultur.
Dieser Diskrepanz hat sich die bis zum 28.2.2018 in der Frankfurter Schirn zu sehenden Ausstellung „Glanz und Elend in der Weimarer Republik“ zum Thema gemacht, deren Katalog hier bei Hirmer vorliegt.
Mit rund 200 Arbeiten von 62 bekannten und wenig beachteten Künstlern/innen der Weimarer Republik, etwa George Grosz, Max Beckmann oder Lea Grundig, verdeutlicht sie die Risse in der damaligen Gesellschaft
Die aufschlussreichen und informativen Texte weisen immer wieder darauf hin, wie die Künstler auf die gesellschaftlichen Entwicklungen, ab er auch auf die Probleme der Weimarer Republik reagiert haben: realistisch, direkt, ironisch, wütend, humorvoll, oder verhalten und voller innerer Symbolik. Dabei lassen sich die unterschiedlichen Stile - vom Expressionismus über Dadaismus, verschiedene Formen des Realismus bis hin zu geometrisch-abstrakten Tendenzen nicht immer klar voneinander abgrenzen. Der Fokus der Ausstellung (und damit des Katalogs) liegt jedoch bei Künstlern, die eher einen kritischen, oft einen sezierenden Blick auf ihre Epoche geworfen haben. Durch ihre Arbeiten sehen wir heute die Weimarer Republik in zugespitzter Form und in manchen Aspekten auch seltsam aktuell.
Dennoch lehrt die Ausstellung, dass man mit vorschnellen Vergleichen zur gegenwärtigen politischen Entwicklung in Deutschland vorsichtig sein sollte.
Ingrid Pfeiffer (Hg.), Glanz und Elend in der Weimarer Republik, Hirmer 2017, ISBN 978-3-7774-2932-8
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-02-14)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.