Der französische Schriftsteller Daniel Pennac hat mit seinem neuen Buch den außergewöhnlichen Versuch unternommen, seinen zu Beginn der Handlung 1936 zwölfjährigen und gegen Ende 2010 87-jährigen Protagonisten ein minutiöses Tagebuch und Protokoll über seinen Körper führen zu lassen.
Es beginnt mit einer mehrfach wiederholten Eintragung am 28. September 1936: „Ich werde keine Angst mehr haben, ich werde keine Angst mehr haben, ich werde keine Angst mehr haben, nie mehr.“
Und es endet quasi zeitsymmetrisch am 29.Oktober 2010, wenige Stunden vor seinem Tod: „Jetzt, mein kleiner Dodo, geht’s ans Sterben. Keine Angst, ich zeige dir wie es geht.“
Und dazwischen, in neun Lebensabschnitte unterteilt, erzählt er sein Leben, immer mit dem Fokus auf seine körperlichen Befunde. Immer wieder der Kampf mit seinen Ängsten, seine Erfahrungen mit der Liebe; er schreibt über seine Frau und seine Kinder und seine Sprache ist nicht selten rau. Dass er immer wieder seinen Körper in den Mittelpunkt stellt, ist ungewöhnlich, meist ist es in Romanen der Seelenzustand der Menschen und seine Ursachen, die beleuchtet werden. Doch ist der Körper nicht das Spiegelbild der Seele?
Auf eine witzige, melancholisch, stellenweise regelrecht skurrile Weise hat Daniel Pennac eine ungewöhnliche Liebeserklärung an das Leben verfasst.
Daniel Pennac, Der Körper meines Lebens, Kiepenheuer & Witsch 2014, ISBN 978-3-462-04619-9
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-06-12)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.