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Benoit Peeters - Die Heimkehr des Kapitän Nemo
Buchinformation

"Ich wurde in Bangalore in Südindien geboren. Mein Onkel, der Sultan von Mysore, vererbte mir den Hass auf die Kolonialherren. Nie habe ich sein Motto vergessen: Besser einen Tag wie ein Tiger zu leben als tausend Jahre wie ein Schaf." So lautet die Selbstbeschreibung dieses neuen Kapitäns Nemo, den Benoît Peeters und François Schuiten in diesem außergewöhnlichen Werk in Szene setzen.

Im offenen Meer mit Flügeln

"Hier bin ich, ins offene Meer gezerrt; Wo ich die Fähigkeiten eines Fisches brauche, bringe ich die Instinkte eines Vogels ein; Ich lebe gerne im Weltraum, in idealen Regionen, in die wir nicht mehr gehen, im Land der Träume, aus dem wir kaum zurückkehren!" Diese Form der Comic-Erzählung ist neu. Auf der linken Seite befindet sich ein Text unter einem Bild des Erzählers, das sich ständig weiterentwickelt. Auf der rechten Seite ein monumentales Gemälde, das die Handlung illustriert und charakterisiert. Eines der wichtigsten Neuerungen, das sich seinen Weg durch Meere und Länder bahnt, ist wohl seine Nautilus, ein Hybrideren aus einem Octopus und einer Raumsonde. Nemo nennt sie kurzerhand Nautipus. Halb Oktopus, halb Raumsonde, wird sie angetrieben von langen, schwarzen Tentakeln. Das Wesen gelangt in einen Hafen, kann aber auch an Land gehen, in geheimnisvolle Städte oder Urwälder. Es ist die neue Nautilus des Kapitän Nemo, den wir alle von Jules Verne schon kennen und lieben gelernt haben. Er hat sich von der Welt des oberirdischen Planeten völlig zurückgezogen und sich eine neue Welt in den Ozeanen geschaffen. Die Besatzer (gemeint sind damit wohl die Engländer) hatten seine ganze Familie abgeschlachtet: "meine Eltern, meine Frau, meine Kinder". Als Fürst Dakkar hatte er einen großen Aufstand angeführt - und verloren. Was blieb ihm als anderes übrig als in sein Nautipus zu steigen und sich auf die Suche nach einer freieren, glücklicheren Welt zu machen?

Im Weltraum, dem Land der Träume

Abgesehen von der äußerst interessanten graphischen Arbeit, die wirklich beachtenswert ist und nicht nur Comicfans begeistern wird, hat sich "Die Heimkehr des Kapitän Nemo" auch der Bewahrung eines kulturellen Erbes verschrieben. Die Geschichte "Paris im 20. Jahrhundert", die von Jules Verne 1863 geschrieben wurde, wurde von Pierre-Jules Hetzel als Publikation verhindert. Obwohl Hetze Jules Verne's "Fünf Wochen im Ballon" veröffentlicht hatte, war er von "Paris 20" gar nicht angetan und bezeichnet es als "ganz und gar kindisches Werk". Aber wie es die Geschichte nicht anders wollte, bewies Jules Verne gerade mit Paris 20 geradezu prophetische Kräfte. Was Hetzel daran nicht passte waren wohl "Pessimismus, Fortschrittskritik und Begeisterung für die klassische Kultur" Jules Vernes. Der Roman Paris 20 war erst 1989 (!) durch einen Zufall wieder aufgetaucht. Jean Verne, der Urenkel des Schriftstellers, musste dazu sogar einen Safe aufsprengen (!). Es hatte sich auf jeden Fall gelohnt, denn die Geschichte, die das futuristische Paris der 1960er beschreibt, enthielt noch weit mehr Sprengstoff, als es für den Tresor brauchte. "Paris au XXe siècle" - so der Originaltitel - beschrieb 100 Jahre bevor es tatsächlich stattfand im Wesentlichen das Paris der Moderne. "Me voilà entraîné en pleine mer ; où il faudrait les aptitudes d'un poisson, j'apporte les instincts d'un oiseau ; j'aime à vivre dans l'espace, dans les régions idéales où l'on ne va plus, au pays des rêves, d'où l'on ne revient guère !", so ein Zitat des Meistererzählers Jules Verne.

Die Heimkehr des Kapitän Nemo
Zeichnung: François Schuiten · Szenario: Benoît Peeters
96 Seiten | gebunden | S/W und Farbe | € 26,80
ISBN: 978-3-96582-141-5
Schreiber und Leser Verlag

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2024-02-16)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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