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Ande Parks - Capote in Kansas
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Parks, Ande:
Capote in Kansas

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(Bücher frei Haus)

Die Geschichte ist weltberühmt und wurde auch schon mehrmals verfilmt. Als Truman Capote in die Kleinstadt Holcomb in Kansas kommt, erinnert er sich an Selbstmord seiner Mutter vor fünf Jahren, ein Trauma, das er genauso aufzuarbeiten hat, wie der Geist von Nancy Clutter, der ihm immer wieder erscheint und ihn um die Aufklärung des Verbrechens bittet, denn ihre Eltern hätten es verdient, dass ihnen zumindest literarisch ein Denkmal gesetzt wird. Die Clutters wurden Ziel eines brutalen Raubmordes, doch ihre Mörder wurden bald danach gefasst und verurteilt. Truman Capote macht sich daran, den „Tatsachenroman“ zu erfinden, ein Genre also, das als Non-Fiction bezeichnet werden könnte, denn er versucht alle Perspektiven in seinem Roman zu repräsentieren. Besonders nahe geht ihm die Geschichte Perrys, einer der beiden Mörder, der wie er in Waisenhäusern aufwuchs und eine schwere Kindheit hinter sicht hat. „Mercifully, a bullet kills its victim. This other bacteria, permitted to age, does not kill a man, but leaves in its wake the hulk of a creature torn and twisted; there is still fire within his being but it is kept alive by casting upon it faggots of scorn and hate. He may successfully accumulate, but he does not accumulate success, for he is his own enemy and is kept from truly enjoying his achievements“, schreibt Truman Capote im Original von „In Cold Blood“ über Perry.

Der erste Non-Fiction Roman als Graphic Novel
Seine unverhohlene Sympathie dem Mörder gegenüber geht sogar soweit, dass er sich dem Verurteilten auch sexuell annähert, um ihn zu trösten oder zu mißbrauchen, wie zumindest Perry ihm vorwirft. Denn natürlich profitierte vor allem Capote von dem Deal mit den Mördern, am Ende hingen sie am Strick und er konnte sich und seinem Liebhaber aus den Tantiemen des Buches „Kaltblütig“ zwei Häuser kaufen. „Warum helfen sie mir?“, frägt Capote den Commissioner, der ihm das Evidenzmaterial über die Morde mit Mitleid aushändigt. „Weil ich mich über sie erkundigt habe, sie ein anständiger Kerl sind und die Clutters es verdienen, dass man sich an sie erinnert und die Smiths und Hickocks sollen wissen, dass wenn sie nach Kansas kommen und tun, was sie getan haben, dafür bezahlen werden.“ Eine ziemlich einleuchtende Begründung warum ihm der Kommissar hilft, aber natürlich denken nicht alle Bewohner der kleinen Stadt in Kansas so, und so hat Capote allerhand Schwierigkeiten, die Nüsse zu knacken, denn er weiß, dass auch sein persönliches Schicksal als Autor vom Erfolg dieses Buches abhängt. Die hier vorliegende Graphic Novel zeigt, wie sich Capote 1959 mit Harper Lee, der Autorin des Romans „Wer die Nachtigall stört“, auf eine verstörende Reise nach Kansas begibt und die Spuren der Mörder wieder ausgräbt.

Mit „Kaltblütig“ schrieb Capote einen nicht-fiktionalen Roman und ebnete damit den Weg für das damals neue Genre des „New Journalism“, was in dem Comic auch dadurch persifliert wird, dass Capote gegenüber dem Commissioner mehrmals betont, keinen Presseausweis zu haben, da er ein Autor sei und kein Journalist. Zunächst verweigert der Commissioner aus diesem Grund auch die Zusammenarbeit, doch Capote gelingt es schließlich, auch diese Nuss zu knacken.

Ande Parks/Chris Samnee
Capote in Kansas
Paninicomics.de
2014, Hardcover, 164 Seiten, 19,99.- €

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2014-10-26)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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