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Paolo Parisi - Basquiat. Ein Leben in Extremen. Graphic Novel
Buchinformation

Was liegt näher, als das Leben des Art Brut Künstlers Basquiat als Comic zu erzählen? Der Zürcher Midas Verlag hat wieder einmal zugepackt und ist - wie der Name schon verrät - auf Gold gestossen. Denn der aus Catania stammende und an der Accademia di Belle Arti in Florenz lehrende Künstler Paolo Parisi ist auch kein Unbekannter, er hat schon Werke zu John Coltrane oder Keith Haring geschrieben und illustriert.

Mit 24 am over des New York Times Magazine

Sein Zugang zu Jean-Michel Basquiat ist vor allem einer in grellen Farben. Denn er hat sich in der Gestaltung seiner Graphic Biograph auf die essentiellen Farben in Basquiats Werk reduziert, was für zusätzliche Knalleffekte sorgt. Aber auch die Gliederung seiner Pop Art beeinflussten Erzählung ist erquicklich. Im Wesentlichen sind es vier Lebensabschnitte, die Parisi näher ausleuchtet: The Radiant Child, New York/New Wave, New Art/New Money, Andy Warhol und Riding with Death. Für zusätzliche Abwechslung sorgt der Perspektivenwechsel, denn die Kapitel werden von Wegbegleitern Basquiats ebenso erzählt wie von ihm selbst. Dazu benutzt Parisi Tagebuchaufzeichnungen des Rebellen, der einst als Samo begann, die Welt und den Kunstmarkt zu erobern. Vorläufig arbeitete Basquiat nämlich als Graffiti-Artist auf den Straßen New Yorks. Mit "Samo" (Abkürzung für: same old shit) erzeugte er einen künstlichen Hype um ein fiktives Künstlerkollektiv, das eigentlich nur aus ihm und einem Kollegen bestand. Als er mit gerade einmal 20 Jahren von der italienischen Galeristin Annika Nosei in New York von der Straße aufgelesen wurde und von ihr sein erstes Atelier gesponsert bekam, ging das Gerücht, dass sie ihn dort, einem Kellerappartement sogar eingesperrt habe, damit er mehr produziere. Als Mary Boone und Larry Gagosian seine Geschäfte übernehmen, schafft er es sogar auf die Titelseite des New York Times Magazine. Er ist gerade einmal 24 Jahre alt und bereits am Zenit angekommen, denn nur drei Jahre später ist Basquiat tot. Sein Werk hat sein Leben bei weitem überdauert, denn einige Jahrzehnte später verkauft sich seine Kunst um Millionenbeträge und Museen reißen sich um Ausstellungen derselben. Derzeit ist es in der Wiener Albertina zu sehen.

Flucht nach Maui vor dem Club 27

Paolo Parisi zeig das New York der späten 1970er und frühen 1980er Jahre, das ein gefährlicher Ort war. Aber auch ein explosiver Schmelztiegel von Kreativität, Rebellion und Gegenkultur. Graffiti, Punk und Heroin spielten eine wesentliche Rolle im Leben seiner Bewohner:innen und trugen das ihrige dazu bei, Künstler wie Basquiat den notwendigen Hintergrund für ihre Kreativität zu geben. Aber je weiter es nach oben geht, desto einsamer wird es dort. Basquiat, der auch als Musiker in einer Band spielte, hatte ein Jahr vor seinem Tod noch den Ausstieg aus der Spirale des Todes gesucht. Er setzte sich nach Maui ab, tauchte im Ozean, hörte Beethoven (!) und spazierte zu den heiligen Quellen. Kurzfristig gelang ihm auf Maui der Entzug von den Drogen und New York. Die Stunde seines letzten Herzschlags wird von Paolo Parisi mit einer Illustration eines Herzens aus Basquiats Lieblingsbuch, das amerikanische Anatomiebuch "Gray's Anatomy" dargestellt. Samo starb am 12. August 1988 mit 27 Jahren, aber Basquiat lebt.

Paolo Parisi
Basquiat. Ein Leben in Extremen. Graphic Novel
128 Seiten, Hardcover, Euro (D) 19.90 | Euro (A) 21 | CHF 28
ISBN 978-3-03876-188-4
Midas Collection
Midas Verlag
19,90 €

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2022-09-28)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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