Die vorliegenden 12 Kurzgeschichten, die unter dem Titel einer derselben von weissbooks als Buch herausgegeben wurden, sind das Vermächtnis des viel zu früh verstorbenen Schriftstellers Breece D'J Pancake aus West Virginia. West Virginia ist auch die Welt in der er lebte und die er in seinen Geschichten beschreibt.
Breece D'J Pancake wurde 1952 in Milton/West Virginia geboren, studierte an der Marshall University in Huntington/West Virginia, unterrichtete Englisch und starb einen vorzeitigen Tod im Alter von nur 27 Jahren. Seine „Stories“ erschienen erstmals vier Jahre nach seinem Tod, 1983, als Buch und erfreuten die Kritik des literarischen Amerikas, die in seinem Werk Züge von Hemingway, Faulkner, Becket und Joyce erkannten.
Schnörkellose Prosa aus West Virginia
„In der Ferne macht jemand Holz, und die Axthiebe hallen als Echo bis zu mir.“ Breece D'J Pancake erzählt von seinem Vater, der einer Schlange den Kopf abbiss, um ihn mit dem Rest des Körpers auszupeitschen. Und zwar grün und blau. Er hört die Wespen ihre Nester bauen und fasst an ihren Hals. Er fühlt sich steinalt. „Ich fühle, wie meine Angst in Ringen von mir fortgetragen wird, durch die Zeit, eine Million Jahre.“ Pancakes Sprache ist schnörkellos und direkt, er verwendet sprachliche Bilder, ohne dabei zu übertreiben, beobachtet still und beschreibt. Manchesmal hat auch er Zweifel: „Ich will reden, aber die Bilder wollen nicht zu Worte werden.“ In einer anderen Geschichte beschreibt er die brutalen Bedingungen des Untertagbaus oder einen Silvesterabend, an dem er kein Zimmer bekommt. „Nie geschieht irgendetwas so, wie es sollte. Ich glaube, das ist mein Problem mit Silvester (...).“ Vielleicht braucht er nach dieser Nacht nicht noch eine Schlafstelle.
Zeitlose Geschichten über das Leben und Sterben
„...hab dir sogar beigebracht, wie man Mechaniker wird... aber ich kann dir nicht beibringen, ein Mann zu sein.“ Breece D'J Pancake Geschichten handeln von Prostituierten und Hippies, dem Überlebenskampf der einfachen Menschen, deren Geld gerade mal bis zur Monatsmitte reicht. Tramper werden in seinen Geschichten umgebracht, ihre Knochen in Seesäcke gesteckt. Schweine sterben leicht bei ihm, Soldaten schwer. „Sein riesiger Kopf verdeckte den Mond und, als sie, an ihn gelehnt, weinte, das Feuer. Er roch nach Kohle und Whiskey.“ Mouldbuilders nannten sie seine Vorfahren, sein Vater war Shawnee-Indianer. Seine Geschichten mögen autobiographisch sein oder nicht: Pancake schreibt über die Realität. Und über Harvey, der im Gefängnis sehnlichst auf Alena wartet. Aber als er entlassen wird, bringt er seinen Widersacher um. Und so dreht sich das Rad weiter. Es gibt kein Entkommen. Aber eine Rettung. Breece D'J Pancake schreibt zeitlose Prosa, die auch nach einem halben Jahrhundert noch wirkt. Eine literarische Hoffnung, deren Licht zu früh erlosch.
Breece D'J Pancake
Liebe ist Nuttengerede. Die zwölf Stories von Breece D'J Pancake.
Aus dem Amerikanischen von Katharina Böhmer
Halbleinen, 216 Seiten
18,00 € (D)/18,50 € (A)
ISBN: 978-3-86337-179-1
18,00 €
weissbooks Verlag
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2020-01-15)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.