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Rezensionen


 
George Orwell - Farm der Tiere.
Buchinformation

„Tierisch gute Fabel“ nennt Ilja Trojanow in seinem Vorwort das Werk des britischen Kolonialbeamten George Orwell (1903-1950), der mit „Animal Farm“ und „1984“ zu Weltruhm gelangte. Eric Arthur Blair wurde in Indien geboren und trat 1922 nach Studienjahren in Eton und Wellington in den burmesischen Polizeidienst ein. 1927 zog er nach England und arbeitete dort sowie in Paris als Journalist, Tellerwäscher und Lehrer. Nun liegt eine Neuübersetzung der wirkmächtigen politischen Fabel vor, die auch eine Zeittafel des leider zu früh verstorbenen Autors (mit 47!) enthält.

Allegorie auf ein Schweinesystem

Old Major stirbt und hinterläßt den beiden Schweinen Napoleon und Snowball sein Vermächtnis: Mr. Jones zu vertreiben und die Farm selbst übernehmen und verwalten. Mit Hilfe des Kampflieds „Tiere Englands“, das den Kampfgeist der Tiere stärkt vertreiben die Tiere der Farm gemeinsam die Menschen, denn die Prinzipien des Animalismus besagen: „Zwei Füße böse, vier Füße gut“. Insgesamt sind es sieben Gebote, auf die sich die Tiere einigen, doch bald wird jedes dieser Gebote auch von ihnen selbst gebrochen werden und durch ein einziges Gesetz ersetzt werden: „Alle Tiere sind gleich. Aber manche Tiere sind gleicher als andere.“ Als Orwells Vorläufer zu 1984, Animal Farm, 1945 erschien, befand sich die Welt am Ausbruch eines neuen Krieges. Der sog. Kalte Krieg spaltete die zivilisierte Welt entlang des Eisernen Vorhangs in zwei unterschiedliche Hemisphären. Und obwohl Orwell eigentlich Sozialist war avancierte seine tierisch gute Fabel alsbald zur Schullektüre im kapitalistischen Westen und landete auf dem Index im kommunistischen Osten. Zu gut war nämlich die Schilderung der sowjetischen Machtverhältnisse nach dem Tode Lenins (Old Major) gelungen. Die Konkurrenz zwischen Stalin und Trotzki und die Ausrottung der Opposition sowie die Etablierung eines „Sozialismus in einem Lande“ verlief konträr zu rein marxistischen (animalistischen) Lehre von der noch von Lenin vorgesehenen „Weltrevolution“ im fortgeschrittenen Westen.

Vom Führer zum Vozd‘

Die vorliegende Neuübersetzung glänzt nicht nur durch Vorwort, Nachwort und Zeittafel und das schöne Layout und die Covergestaltung, sondern auch durch den reichen Anmerkungsapparat im hinteren Teil des Buches, der einiges erklärt und bündelt. So erfahren wir dort nicht nur etwas über Minorka-Hennen, sondern auch über die Herkunft der Bezeichnung „Großer Führer“. Im englischen mit „leader“ ausgedrückt und eigentlich für Hitler vorbehalten, bezeichneten sich auch Mussolini und Stalin als solche. Mit seinem fünfzigsten Geburtstag im Dezember 1928 ließ sich dieser offiziell als Vozd‘, bezeichnen, was russisch für Führer bedeutet. In diesem Jahr hatte der „Führer“ auch die Oppositon ausgeschaltet und herrschte als unumschränkter Generalsekretär über die Sowjet. In „seinem“ Land hatte sich eine Klasse etabliert, die gerne als die neue Klasse (© Milovan Djilas) bezeichnet wird. Von nun an hieß das erste Gebot: „Vier Beine gut, zwei Beine besser“.

George Orwell hat wie kein anderer die Mechanismen der Konterrevolution in der Revolution analysiert und in Animal Farm als Fabel dargestellt. Dennoch glaubte er an die Revolution und das baldige Ende der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Und das ist natürlich kein Märchen. Auch als Hörspiel und Ebook erhältlich.

George Orwell
Farm der Tiere.
Ein Märchen.
Aus dem Englischen von Lutz-W. Wolff
Mit einem Nachwort und Anmerkungen des Übersetzers
und einem Vorwort von Ilja Trojanow
192 Seiten, ISBN 978-3-423-28266-6
2021, Hardcover
EUR 20,00 € [DE], EUR 20,60 € [A]
dtv Literatur

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2021-03-09)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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