Von Regielegende Pedro Almodovar produziert und in Cannes gelobt, wird in diesem Film, nach einer wahren Begebenheit, von einem Serienkiller mit Engelsgesicht erzählt und dabei nicht auf einen guten Soundtrack vergessen. Fans der österreichischen Filmtipps-Serie „Trailer“ mit Frank Hoffmann werden Moondogs „Birds Lament“ erkennen, aber auch die anderen Songs argentinisch-spanischer Provenienz hämmern ganz schön rein bei diesem knallbunten Spektakel um Carlos Eduardo Robledo Puch, bekannt als „Der schwarze Engel“ aka „Carlito“.
Mord unter Freunden
11 Morde und 42 Einbrüche gehen allein auf sein Konto und dennoch zeigte der der 17-jährige Argentinier Carlitos keine Reue. Aufgewachsen in einem gutbürgerlichen Elternhaus und eigentlich mit allem ausgestattet, was man zum Leben so braucht, beginnt Carlito mit kleinen gelegentlichen Einbruchstouren, die seinem Leben den gewissen Kick geben. Aber richtig los geht es erst, als er mit seinem Mitschüler Ramón
und dessen drogensüchtigem Vater José ein Triumvirat bildet, das bald ganz Buenos Aires in Atem hält. Ausgestattet mit dem Sound der Siebziger begibt sich das „Engelsgesicht“ auf immer gefährlichere Touren und schreckt schließlich auch vor dem Einsatz von Schusswaffen nicht zurück.
Carlitos Lament
Aber auch die Poesie kommt in diesem von Pedro Almodovar produzierten Streifen nicht zu kurz. So gibt es etwa eine visuelle Hommage an Courbets „Origine du monde“, wenn Carlito Ramón seine Weichteile mit gestohlenen Juwelen bedeckt oder Anspielungen auf den spanischen Surrealismus, wenn Carlito Ramón in einer Las Vegas Show in S/W im Fernsehen betrachtet. Die Mutter von Carlito wittert aber bald, dass da etwas nicht in Ordnung ist und spricht mit den Eltern von Ramón. Doch diese halten dicht. Seine von seiner Mutter zubereitete Lieblingsspeise „Schnitzel mit Kartoffelsalat“ wird denn auch zu seiner Henkersmahlzeit, da seine Mutter ihn an die Behörden ausliefert. Aber selbst die Mauern des Gefängnisses halten der Fantasie von Carlito nicht stand.
Die Stärken des Films liegen sicherlich in der Wiedergabe eines Zeitgefühls – Buenos Aires 1971 – über die Psychologie des Mörders erfährt man wenig, zu sehr geht die Handlung in Partyfeeling und (homo-)sexuellen Anspielungen voller Schick unter.
Luis Ortega
Der schwarze Engel
(Originaltitel: El Angel)
Mit Lorenzo Ferro, Chino Darin, Daniel Fanego u.a.
Argentinien/Spanien, 2018, ca. 113min.,
Der schwarze Engel
EAN: 4020628746124
2019, Drama, Koch Media Home Entertainment
12,99.-
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2019-06-20)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.