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Pola Oloixarac - Kryptozän. Roman
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Oloixarac, Pola:
Kryptozän. Roman

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(Bücher frei Haus)

Der zweite Roman der jungen Argentinierin, die in Berlìn, einer kleinen Straße im Nordwesten von Buenos Aires lebt, porträtiert einen Hacker als jungen Mann, mit dem sie dem Leser eine „schwindelerregende Reise in die allernächste Zukunft des Menschen“ anbietet, in einer Sprache, die man so wohl noch in keiner anderen deutschsprachigen Übersetzung gelesen hat. Cassio, der Protagonist des vorliegenden Romans, ist der Sohn von Sonia Liberman, einer blonden Tochter eines wohlhabenden argentinischen Immobilenmaklers. Sonia spricht nicht nur Spanisch, sondern auch Portugiesisch wofür sie ihr Perineum allerdings stark anspannen und den Unterleib in Schwingung versetzen muss, nur so kann man nämlich richtig Portugiesisch sprechen. Die Zeugung ihres Sohnes Cassio mag sich auf den Konsum von 48 vol. %. Cacha,ca zurückführen lassen, aber auch auf die Verführungskünste von Gustavo und Joao Fernando Brandao da Silva. „Auf eine andere Weise als gedacht war Sonia auf die DANN-Quelle gestoßen, die sie nun reprodzuieren würde.“

Ende des Anthropozäns?

Unumwunden spricht die Autorin Beziehungen an, in denen es nur um den Austausch von Körperflüssigkeiten gehe und Liebe nur eine Nebenrolle spielt. Das Anthropozän, dessen Beginn sie mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges datiert, sei eben gekennzeichnet durch den Wechsel von Unter-Druck-Gesetzten und Druck-Ausübenden, von Partizip Passiv zum Partizip Präsens und Sex war sehr viel aufregender, wenn die „ernsthafte Gefahr der Fortpflanzung“ drohte. Ihr Sohn Cassio, der ein Kätzchen hatte, das auf den Namen Axl Rose hörte, tut sich mit dem andren Geschlecht allerdings weitaus schwerer als seine Mutter Sonia und nicht nur der Mord an seiner Katze, sondern auch seine erste sexuelle Erfahrung mit einem Mädchen, das nur mit ihm schlafen wollte, damit es – aufgrund seines kleinen Penis – nicht so weh täte, führen zu den ersten Enttäuschungen des jungen Mannes und seinem Misstrauen gegen die menschliche Rasse insgesamt. „In einer grausamen Coda, an deren Ende er in den Mariannengraben seines Egos gestürzt wurde, war Cassio klein, jüdisch und weich wie ein mütterlicher Kropf“, beschreibt Oloixarac ihren zudem hässlichen Computer-Nerd, der unter seinem Hackernamen „Angst“ bald das Kryptozän einläuten würde.

Willkommen im Kryptozän!

Sein spezieller Phänotyp und den seiner Kollegen lässt sich wohl am besten mit folgenden Worten beschreiben: „Der Wunsch einzigartig zu sein und eine unwiederholbares Lebensmodell zu erschaffen, bestimmte ihre Aktionen.“ Wer nicht hackt oder kein Hacker ist, gehöre ohnehin zu den Beherrschten oder Sklaven des Systems. Als ihn eine weibliche Kollegin frägt, ob sein Name Cassio von der Uhr komme antwortet er allerdings doch sehr schlagfertig: „Ich kann neue Sprachen erschaffen. Ich kann Banken zerstören. Ich kann unsichtbare Heere erschaffen, so unsichtbar, dass die Computer, die es bereits gibt, sie niemals erkennen würden. Und ich kann dir sagen, wie spät es ist.“ Pola Oloixarac hat in ihrem zweiten Roman das Manifest einer ganzen Generation geschrieben für die Monica Lewinsky eine Visionärin war: sie sammelte DNA-Proben auf ihrem blauen Kleid. „Jede Person, die vernetzt ist, versendet Informationen über sich selbst und wird gleichzeitig zum Informanten, zur undichten Stelle, für alle anderen, weil der Ort, den sie im Nitz einnimmt, auch den umliegenden Rest verrät“: Willkommen im Kryptozän!

Pola Oloixarac
Kryptozän. Roman
Aus dem argentinischen Spanisch von Timo Berger
Quartbuch. 2016
192 Seiten. 13 x 21 cm. Klappenbroschur mit Spotlack
Buch 20,– € / E-Book 17,99 €
ISBN 978-3-8031-3280-2
2016, Wagenbach

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2017-02-14)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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