Eigentlich will er nur er selbst sein, sich nicht verbiegen lassen, gerade weil er in das normale Leben, was immer das auch sein mag, nicht so recht hinein zu passen scheint. Max, der Ich –Erzähler des hier anzuzeigenden Romans von Chris Nolde, ist 27 Jahre alt, und er ist Schriftsteller aus Berufung. Dass ihm das in der Gegenwart nicht reicht um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, macht ihm nichts. Er hält sich mit einem Job in einem Antiquariat über Wasser und widersteht allen Versuchen seiner Mutter, die ihn zu einem ordentlichen Broterwerb überreden will. Mit 27, so meint sie, sei das nun an der Zeit. Er hat mit seinem ersten Roman ein Buch veröffentlicht, das wenig verkauft wurde, aber viel Aufsehen erregt und Debatten ausgelöst hat.
Nun sitzt er an seinem zweiten Roman, als er Emma trifft, nachdem ihn seine langjährigen Freundin Nele verlassen hat, die es mit der Unschlüssigkeit und Naivität von Max nicht mehr ausgehalten hat. Von Anfang an ist er überzeugt, dass er in ihr eine verwandte Seele gefunden hat, sie verlangt ihm aber auch einiges ab.
Über den Zeitraum eines Jahres darf der von der rasanten und witzigen Geschichte eingenommene Leser teilnehmen an einer erstaunlichen Entwicklung und der Entstehung eines Romans. Ein Roman, der voller tiefsinniger und hintersinniger Bemerkungen und Anmerkungen steckt. Da geht es um das eigene Selbstverständnis als junger Mann, um den Platz im Leben, den man haben möchte, bzw. den andere einem zuweisen wollen und immer wieder um den tapferen, stellenweise verzweifelten Versuch, diese Identität auch zu leben gegen alle Widerstände.
So ganz nebenbei ist es auch ein Buch über Berlin und das Leben dort:
„Berlin bleibt ein Geheimnis. Ein Geheimnis, kein Rätsel. Ein Rätsel kannst du lösen, so wie du die Konventionen eines fremden Landes verstehen lernst, ein Geheimnis aber kennt nur ein Versuch, die Annäherung. Und es steckt immer auch ein Teil von dir drin.“
Die autobiographischen Anleihen sind offensichtlich.
Chris Nolde, Eigentlich ist mein Leben gar nicht so übel, Kein & Aber 2016, ISBN 978-3-0369-5736-4
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2016-04-12)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.