Hier ist ein Buch anzuzeigen, das in den USA aus nachvollziehbaren Gründen ein großer Erfolg war. Es geht um das in den USA häufige Thema Amok in der Schule.
Das Buch beginnt am ersten Schultag des neuen Halbjahres an der Opportunity High School in Alabama. Während die Direktorin Mrs. Trenton ihre übliche Begrüßungsrede in der mit Schülern gefüllten Aula hält, haben sich zwei Schüler ins Schulbüro geschlichen, um in ihren Akten zu lesen. Draußen auf dem Sportgelände trainieren fünf Schüler und ihr Coach auf der Laufbahn für die neue Leichtathletiksaison. Wie immer ist die Rede der Direktorin exakt um zehn Uhr zu Ende. Aber heute ist alles anders.
Denn als die Versammlung zu Ende ist, sind die Türen der Aula verschlossen. Es gibt kein Entkommen. Der Schüler Tyler hat die gesamte High School in seine Gewalt gebracht. Es beginnt ein nervenaufreibendes Spiel zwischen dem Amokläufer und einigen Schülern, und es gibt Opfer. Denn Tyler schießt blindwütig um sich und trifft besonders diejenigen, mit denen er eine Rechnung offen hat, Schüler, von denen er glaubt, dass sie ihm Unrecht getan haben
Die Autorin beschreibt die Geschichte dieses 54 lange Minuten dauernden Dramas aus der Sicht von Sylv, Tomas, Autumn und Claire. Alle vier haben oder hatten auf die eine oder andere Weise Kontakt zu dem Attentäter Tyler. Autumn ist seine Schwester, Sylv wurde von Tyler bedroht, Tomas hat Tyler über lange Zeit fertig gemacht und Claire war eine Zeitlang mit ihm zusammen.
In wechselnden Abschnitten, die jeweils einen Zeitraum von nur wenigen Minuten umfassen, was die Spannung ungemein steigert, zeigt Marieke Nijkamp die unterschiedlichen Sichtweisen der vier Jugendlichen auf Tyler. In vielen Rückblenden wird nach und nach deutlich, wie es über eine lange Zeit zu einer Entwicklung gekommen ist, die an diesem Vormittag in der Aula der Opportunity High ihr grausames Ende nimmt. Beeindruckend ist, wie sich mehrere Schüler verzweifelt gegen die Entwicklung stellen und versuchen so viele Kinder wie möglich zu retten, auch indem sie ihr eigenes Leben auf das Spiel setzen. Dieser Mut sich vielleicht mit seiner letzten Lebenstat gegen den Täter zu stellen macht Mut und Hoffnung und ist , so ist man am Ende einer atemlosen Lektüre überzeugt, der Grundstein dafür, dass die Beteiligten dieses Drama in ihrem weiteren Leben auf die eine oder andere Weise überwinden werden und wieder zum Leben finden werden.
Marieke Nijkamp, 54 Minuten. Jeder hat Angst vor dem Jungen mit der Waffe, Fischer Verlag 2017, ISBN 978-3 8414-4016-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-11-15)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.