Erneut hat die mehrfach preisgekrönte Jugendbuchautorin Maja Nielsen ein Buch vorgelegt, das historische und aktuelle Themen in einer spannenden und unterhaltsamen Geschichte mit zwei Handlungssträngen verbindet.
Im ersten in der jüngsten Gegenwart spielenden Handlungsstrang erzählt der 17-jährige Biko. Biko ist der Sohn einer ghanaischen Familie und ist im Sauerland aufgewachsen. Als er 2015 von einer renommierten Artistenschule für eine dreijährige Ausbildung überraschend angenommen wird, reist er in die große Metropole Berlin, um seine Ausbildung zu beginnen. Als er in Berlin angekommen, wird er dort für einen Flüchtling gehalten und erlebt am eigenen Leib, wie nah in diesen Zeiten Anfeindung und herzliche Anteilnahme beieinander liegen können.
In der Schule selbst lebt er sich schnell ein und gerät dort an einen Brief, der in einem geheimen Fach eines Requisitenkoffers steckte. Sein Dozent Monsieur Vite, dem der Koffer gehört, erklärt Biko alle Details zum Hintergrund des Schriftstücks.
Aus diesen Erläuterungen ergibt sich in einer langen Erzählung von Monsieur Vite der zweite 1918 beginnende Handlungsstrang dieses Jugendbuches. Er ist vom ersten durch ein fetteres Schriftbild sofort unterscheidbar. In diesen Erzählungen geht es um den Protagonisten Pico, der als Kriegsheimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg an seine ehemalige Dienststelle im Hotel Eden im Jahr 1918 in Berlin zurückkehrt.
Dort trifft er auf seine alte Freundin Donna, die im Untergrund der Novemberaufstände, rund um Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, nach dem Ersten Weltkrieg aktiv ist. Im Laufe der Zeit wird Pico wird ebenfalls Teil des Widerstandes und versorgt, als Maulwurf unter Waldemar Pabst, seine Mitwisser mit Informationen.
Immer wieder wechselt Maja Nielsen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, wobei die letztere den größeren Teil des Buches ausmacht. Immer wieder ergeben sich daraus Parallelen, die sich am Ende auflösen.
Ein gelungener Versuch, Jugendliche mit der revolutionären Situation in Berlin 1918/1919 bekannt zu machen.
Maja Nielsen, Tatort Eden 1919, Gerstenberg 2018, ISBN 978-3-8369-5681-9
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-12-11)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.