In seiner „Entwicklung der modernen Wissenschaftstheorie“ schreibt C. Ulises Moulines , dass David Hume als „erster “das Problem der Induktion aufgeworfen habe.David Hume habe bereits gezeigt, dass ein induktiver Schluss keine Garantie auf die Wahrheit enthalte. Aus einer Anzahl „n“ von positiven Fällen für irgendeine allgemeine Hypothese könne man nicht auf die Wahrheit für den Fall n+1 schließen, so groß die Zahl „n“ auch sein mag. „Aus dieser Feststellung folgt laut Moulines, dass, wollten wir das Prinzip der Verifizierbarkeit als Kriterium für Wissenschaftlichkeit aufrecht erhalten, wir auf die große Menge Mehrheit der wissenschaftlichen Aussagen und ganz besonders auf die wichtigsten Gesetze der wissenschaftlichen Theorien verzichten müssten, die alle einen weitaus allgemeineren Charakter besitzen als etwa das berühmte Beispiel „Alle Raben sind schwarz“. Der methodologische Preis dafür wäre sicherlich zu hoch und es sei daher vernünftiger – so Moulines – das Verifikationsprinzip zu verlassen und zuzugeben, dass die typisch wissenschaftlichen Aussagen immer einen „irreduziblen hypothetischen Charakter“ besäßen.
Die moderne Wissenschaftstheorie existiert als akademische Disziplin bereits seit dem 19. Jahrhundert. Moulines stellt sie in ihrem historischen Verlauf vor und teilt sie vorläufig in fünf Phasen: Vom Aufkeimen (ca. 1885 – 1918), der Entfaltung (1918 – 1935) bis hin zur Krise und Konsolidierung (1935 – 1970). Darauf folgte - in Moulines Darstellung - eine Historizistische Phase (1960 – 1985) und eine „Modellistische Phase und verwandte Ansätze“ (1970 – 2000). Beim Werdegang der Wissenschaftstheorie im 20. Jahrhundert spielte natürlich gerade die Physik eine wichtige Rolle, aber auch die anderen Wissenschaften kommen nicht zu kurz. Die einflussreiche „Schule“ der logischen Emipiristen wird ausführlich gewürdigt, ihre Krise und die sich ergebenden Strömungen werden dargestellt., darunter natürlich vor allem auch Karl Popper, Imre Lakatos, Paul Feyerabend, et al. Auf Strömungen wie den Strukturalismus oder die Realismus-Antirealismusdebatte in der Wissenschaftstheorie wird ebenso eingegangen wie auf weitere aktuelle. C. Ulises Moulines ist Professor für Wissenschaftstheorie an der Universität München und Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften .
C. Ulises Moulines
Die Entwicklung der modernen Wissenschaftstheorie (1890-2000)
Eine historische Einführung
Reihe: Einführungen: Philosophie
Bd. 6,2008,216 S.,17.90 EUR, br.,ISBN 978-3-8258-8965-4
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-10-10)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.