Horrorfilme aus Kanada. Warum gibt es davon eigentlich nicht mehr? Das Land das zumindest im Norden großteils ganzjährig unter Eis liegt, bildet meinen seinen unendlichen schneebedeckten Wäldern (38,2% der Landesfläche) doch die ideale Kulisse für das Gore/Splatter/Horror Genre. Seit 3. Dezember ist der Film auch als DVD und Blu-ray sowie digital erhältlich. Die kanadische Sängerin Lowell steuert den Original-Soundtrack bei, für den sie zweimal bei den „Canadian Screen Awards“ nominiert wurde.
Bloodthirsty: Eine Frau findet zu sich
Die ausgebrannte Musikerin Grey leidet unter Erfolgsdruck. Den zunehmenden Stress, dem sie ausgesetzt ist, kann auch ihre liebevolle Freundin Charlie (Katharine King So) nicht kompensieren. Grey leidet bald unter alptraumhaften Visionen in denen sie sich in ein Tier mit langen Fingernägeln verwandelt. Ihr Psychiater gibt ihr Tabletten dagegen. Aber die Promotion-Maschine muss weiterlaufen und so soll sie bald ihr nächstes Album vorstellen. Ihre Plattenfirma findet ihr einen Produzenten, den berühmten Musikproduzenten Vaughn Daniels, der wegen dem Mord an seiner Frau angeklagt, aber freigesprochen wurde. Grey empfindet es als Ehre, dass er mit ihr zusammenarbeiten will, da er alle haben könnte. So überzeugt sie auch ihre Freundin, die Koffer zu packen und in das entlegene Aufnahmestudio des berühmten Musikproduzenten zu reisen, um dort auch ihre Kreativität zurückzubekommen. Die erste Begegnung mit Vaughn verläuft allerdings nicht nach dem Geschmack der beiden Frauen. Doch als Grey mit Vaughn zusammenzuarbeiten beginnt, merkt sie plötzlich, wie sehr er sie ihrer wahren Natur näher bringt: Vaughn ist gut für ihre Kreativität und sie schreibt plötzlich solche Textzeilen wie "God is a fascist, he brought as together, just to keep as apart" oder "Loving you to death" und "I get the creeps, bloodthirsty". Als sie Vaugh einmal neben sie setzt, beginnt er an ihr zu riechen und bemerkt ihren animalischen Geruch. "Keine Scham in der großen Kunst", meint Vaugh, um ihr Vertrauen zu gewinnen, “du musst aufrichtig sein, ehrlich sein, damit ich Vertrauen zu dir fassen kann." Alsbald schleicht die von Charlie konvertierte Vegetarierin Grey nächtens zum Kühlschrank und trinkt das Blut eines Steaks. Und von der Fleischeslust ist es bekanntlich nicht mehr weit zum Mordinstinkt. Denn auch Menschen waren einmal Tiere. Besonders in diesem Fall. Die grüne Fee lässt grüßen.
Lykanthropen als Metapher der Seele
Bald entdeckt Grey selbst ihre wahre Natur und verwandelt sich. Abgesehen von einigen Splatter- und Goreelementen ist „bloodthirsty" eine kompakte Erzählung über eine Künstlerin im Kreativitätsloch, die sich nur selbst besser kennenlernen muss, um sich gänzlich zu entfalten. Die Gleichsetzung von künstlerischer mit animalischer Seite eines Individuums ist ein interessanter Aspekt, der durchaus zum Nachdenken anregt. Die Charakterisierung des Lykanthropen Vaughn (Greg Bryk), der seit dem Tod seiner Frau alleine mit einer älteren Haushälterin auf seinem Landsitz lebt, ist ebenfalls sehr gut gelungen. Und auch die Kameraarbeit ist wieder vielversprechend bei Amelia Moses bereits zweitem Film. In „Bleed With Me", ihrem Erstling, spielte Lauren ebenfalls die Hauptrolle. Schön also, dass Horrorfilme nicht nur einen guten Soundtrack und schöne Bilder, sondern auch eine Aussage haben können: no more heroes.
Amelia Moses
Bloodthirsty.
Horrorfilm mit: Lauren Beatty, Greg Bryk, Katharine King So, Judith Buchan, Lauren Beatty, Greg Bryk, Katharine King So, Judith Buchan
2021, DVD Blu-ray, Kanada 2020, 85 Min, FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
EAN: 4042564218091
Extras: Trailer, Wendecover Trailer, Wendecover
Pierrot le Fou / Alamode Filmdistribution oHG
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2021-12-05)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.