Der neue, packende und bewegende Roman von Milena Moser erzählt von zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Bevor sie sich kennenlernen, stecken sie aber beide mit Mitte Vierzig in einer veritablen Lebenskrise. Nevada hat gerade die erschütternde Diagnose bekommen, dass sie unter Multipler Sklerose leidet und sieht sich von einem auf den anderen Tag aus ihrem bisherigen Leben vertrieben. Dennoch gibt sie weiter ihren Yoga-Unterricht in einer einfachen Wohnblocksiedlung.
Dorthin ist Erika, die zweite Frau, mit ihrer schwergewichtigen Tochter Suleika gezogen. Mitten heraus aus einem privilegierten Leben in einer gehobenen Gesellschaft mit gut verdienendem Mann. Bei einem Fest für ihre angeblichen Freunde hat sie gemerkt, wie kaputt ihre Familie ist und wie elend ihr eigenes Leben. Sie beschließt etwas zu wagen, was Milena Moser im Buchtitel „Das wahre Leben“ nennt und zieht in eine Siedlung, die in Zürich als sozialer Brennpunkt bekannt ist. Immer die Sätze ihrer Bekannten Gerda im Ohr, einer erfolgreichen Architektin: „Eine Frau, die hierzulande zu wenig verdient, ist einfach selber schuld. Eine Frau, die verlassen wird, auch. Ich hab die Nase voll von den Weibern, die zu faul sind, um wirklich etwas zu leisten, und die sich dann beklagen, sie seien nicht wichtig!“
In einem Yogakurs von Suleika, den Nevada leitet, kommen sich die beiden unterschiedlichen Frauen näher. Sie erleben zum ersten Mal in ihrem Leben so etwas wie Freiheit, fühlen sich von der jeweils anderen verstanden. Und indem Erika zu sich findet, kann sie auch zu ihrer Tochter einen anderen Zugang finden.
Derweil hat Nevada den jungen Dante kennengelernt und sich ihn verliebt. Er leidet an einem Hirntumor. Doch als er erfährt, dass er vielleicht geheilt werden kann, hat sie Angst, ein gesunder Dante werde eine kranke Nevada nicht mehr lieben können. Doch es kommt alles
anders…
Milena Moser hat eine schöne, vielleicht an manchen Stellen zu schöne Geschichte geschrieben über zwei Frauen, die auf jeweils unterschiedliche Weise und mit gegenseitiger Hilfe aus ihrer schweren Lebenskrise herausfinden, einen neuen Sinn für ihr eigenes Leben entdecken und ihn mit Mut und Zuversicht verfolgen.
Neben einer guten Unterhaltung kann die Lektüre des Buches vielleicht auch die eine oder den anderen ermutigen, eigene Lebenskrisen nicht mehr wegzudrücken, sondern sich mutig und aufrecht an ihre Lösungen zu wagen.
Milena Moser, Das wahre Leben, DTV 2016, ISBN 978-3-42321624-1
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2016-02-16)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.