„Rebellion, chaos, disorder and activities that appears to have no meaning…the gap is getting wider…a central theme or motive, a thread running through the songs, we dont have…but we definitely do have…generate…an atmosphere or mood which might be characterized as an awareness of the strange thats somethings wrong, somethings not quite right…“, stammelt ein offensichtlich unter Drogeneinfluss stehender Jim Morrison einem ebenso bedröhnten Interviewer ins Mikrophon. „The old are getting older …and the younger…they are getting …getting… somewhere“, so der Rest der Doors im Hintergrund. Ja, wenigstens irgendwohin – somewhere – sind die Jüngeren schon gekommen. Aber wohin?
Morrison in England über Amerika
Als Ozit Records 1991 mit seiner Arbei, Lizenzen für unveröffentlichte Interviews und Fotos von Jim Morrision zu erwerben, erschien als erstes Ergebnis die CD ‘Stoned But Articulate’, die derzeit noch zu haben ist. 2001 erschien dann die vorliegende DoppelCD, die Steve ‘Jacuzzi’ Hardstaff (der auch schon für Led Zeppelin III Pate stand) gestaltet. Einen großen Teil der Laufzeit der ersten CD beansprucht das Interview von Jim Morrison mit John Tobler für das Zig Zag magazine und zeigt einen sehr versöhnlichen Morrison, der freundlich zu seinem Gegenüber ist und auf dessen Fragen mehr oder weniger präzise antwortet. Im Hintergrund ist das Isle Of Wight Festival (1970) zu hören und seltsamerweise zwei Lieder von den Stones, allerdings dürften die Doors und die Stones niemals bei demselben Festival gespielt haben, es wird sich wohl eher um eine Einspielung vom Tape im Backstagebereich handeln, als wirklich um Live-Sound. Man stelle sich das nur einmal vor: wenn Jagger und Morrison sich begegnet wären! Wer hätte da wohl vor wem zuerst vor wem den Hut gezogen?
Morrisons konstante Revolution
John Tobler frägt Morrison dann auch, was er von Woodstock und der Revolution im Allgemeinen halte, aber dieser weicht ihm offensichtlich aus. Denn nach Miami wollte er wohl vermeiden, wieder für Erregung öffentlichen Ärgers verhaftet zu werden. Von Woodstock hält Morrison gar nichts, er beschreibt die Leute die er im Film gesehen habe sogar als „young parasites, victims, rather than anything else“. Revolution müsse etwas Permanentes, Konstantes sein, jeder Tag müsse eine kleine Revolution sein, so Morrison: „You don’t believe in the revolution thing. You have to be the revolution. A constant state of revolution…otherwise you’re dead!“ Die Situation in Miami oder den Staaten generell beschreibt er dem englischen Journalisten gegenüber als „triangle“: auditorium-stage-police. Diese Konstellation störe aber den Dialog mit dem Publikum, den er so liebe, außer wenn „some drunk“ sich auf die Bühne stehle und sein Mikrophon schnappe und dann doch nichts zu sagen habe.
Morrison: The Lizard King
Morrison erzählt auch von seinem ersten Auftritt mit den Doors auf einer Christmas Party vor John’s (Densmore) Familie. Der erste öffentliche sei im London Fog am Sunset Strip vor 50 Leuten gewesen. Morrison erinnert sich noch an jeden einzelnen des Staffs, an Joey, Suey, Jesse…es scheint als auch ihn beeindruckt zu haben. Vor wenig Publikum sei das Angenehme, dass man die Leute individuell wahrnehmen würde, so könne man subtiler sein, aber in großen Hallen hingegen müsse man mehr „theatralisch“ sein. Ein besonderer Leckerbissen sind auch Jim „The Lizard King“ Morrison’s Ausführungen über Schlangen, er erklärt wie er auf den Titel des Gedichtes gekommen ist und was Schlangen auf ihn für eine Faszination ausüben.
It’s a funny thing…
Der Untertitel „To mark 30 years since Jim’s disappearance in Paris on July, 3 1971“ ist gut gewählt, denn er deutet an, dass die Hersteller dieser ultimate spoken words collection nicht an den Tod von Jim Morrison glauben. Dieser hatte ja schon vor seinem Verschwinden immer wieder Gerüchte gestreut, er wolle in Frieden ohne diesen ganzen Starrummel leben und mit der Presse nichts mehr zu tun haben. Das Sexsymbol, das sich fett fraß, damit es endlich als Dichter ernst genommen werden würde, hatte es stets verstanden, sich zu inszenieren, warum also nicht ein Abgang in Ehren, ins Vergessen, so wie sein großes Vorbild Arthur Rimbaud es ihm schon vorgemacht hatte? „It’s a funny thing I’ve noticed that when people are joking they are usually dead serious and when they are dead serious it’s usually very funny. Anything you say means exactly what you say and it’s opposite“.
Morrison for real fans: Ozit Records!
Diese fast bestechende zirkuläre Logik Morrisons machte ihn wohl nicht umsonst zum Poeten unter den Rockstars. Über 100 Minuten folgender Tracks auf CD One: 1. Perceptual Notions, 2. The Isle Of Wight Festival 1970 Interview (In Full), 3. The ‘Stoned But Articulate’ 1968 Interview (With Questions). CD Two: 1. Out Of The Unconscious, 2. New Orleans… Very Strange! 3. All Day Breakfast. Weitere Veröffentlichungen von Ozit Rec zu Morrison: Jim Morrison of The Doors „Stoned But Articulate“, Jim Morrison of The Doors „Dionysus – Poet, Prophet? Rock Icon?“, Electronic Proclamations of the Wild Child - Featuring Spoken Word of Jim Morrison; Captain Beefheart & His Magic Band / Jim Morrison “Poet Rock Musicians Of The Desert” (2 CD)
Jim Morrison (Of The Doors)
"The Ultimate Collected Spoken Words 1967-1970"
30th Anniversary Limited Edition
To mark 30 years since Jim’s disappearance in Paris on July, 3 1971 http://www.tractor-ozit.com/
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2012-11-24)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.