Wenn Sie - so wie ich - Fortsetzungsgeschichten hassen, sind Sie mit dieser Batman-Ausgabe genau an der richtigen Adresse. Das „Ende des dunklen Ritters“ wird hier als komplette Story wiedergegeben und die Geschichte ist so gut und spannend, dass man tatsächlich atemlos von Seite zu Seite springt. Dabei übersieht man freilich die äußerst gelungenen Zeichnungen und Farbgebungen, deswegen empfiehlt sich eine Re-Lektüre, allein des visuellen Genusses wegen. Aber kommen wir endlich zum Content, der spannendsten Geschichte seit es Batman-Comix gibt.
Ein ominöser Club der Schurken mit Namen Black Glove treibt sein Unwesen in Gotham City und Batman ist schon einigermaßen darauf vorbereitet, als er feststellt, dass die Verbrechensrate in seiner Heimatstadt zurückgeht. Die Schurken wollen ihn nämlich arbeitslos machen, aber das ist nur einer von vielen psychologischen Tricks, den dieses grausamste Gaunerteam aller Zeiten anwendet, um ihren gefährlichsten Gegner endlich zur Strecke zu bringen. Die Autoren des Comix strecken bei der Story auch nicht vor Tabus zurück: erstmals küsst Batman eine Frau (und das noch mit nacktem Oberkörper), die sich aber bald darauf natürlich als Teil des schrecklichen Plans der Verbrecher entpuppt. Thomas Wayne, Batmans Vater wird als drogensüchtiger Mörder in die Medien gebracht und Bruce selbst als Bastard von Alfred, dem Butler, und seiner Mutter dargestellt. Zudem ist Damian, Batmans Sohn, ein wirklicher Rabensohn und auch Batmans vermeintliche Geliebte gibt ihm den gut gemeinten Rat, endlich erwachsen zu werden. Mit guten 30 Jahren wäre er doch aus dem Spielzeugalter raus und verfüge außerdem über viele andere Mittel, das internationale Verbrechen zu bekämpfen. Natürlich lässt man sich das nicht gerne von seiner Liebsten sagen, aber, wie gesagt, sie entpuppt sich ja bald auch als böse Katze im Sack.
„Nennt mich Ismael, nennt mich Schätzchen, nennt mich ein Taxi, wenn es sein muss“, ein an Moby Dick angelehntes Zitat eröffnet diesen mehr als bunten Comic-Reigen, in dem natürlich auch der Erzfeind Batmans aus Arkham Asylum nicht fehlen darf: der Joker. Aber dieser Joker ist anders, grausamer noch und gemeiner und das nicht nur wegen seinen zurückgeschlatzten grünen Haaren und seiner Elvis-Tolle, sondern auch aufgrund seiner hageren Gestalt und Leichenblässe. Es wäre nicht der Joker, wenn er am Ende nicht sogar Black Glove aufmischen würde, aber es wäre auch nicht Batman, wenn er am Ende nicht doch noch ein As mehr im Ärmel hätte, obwohl das doch eigentlich des Jokers liebstes Spiel ist: der achte Buchstabe im Alphabet (Herz-8), dazwischen ein As, was kommt dabei heraus? Richtig! H.A. H.A. H.A. Wem dabei das Lachen nicht vergeht, der hat entweder keine Nerven, oder sie liegen schon blank. Beim neuen Batman von Morrison/Daniel geht es vor allem um den psychologischen Horror, eine Zeitbombe, die in Batman selbst tickt. „Thögal“ nennt sich die höchste meditative Erfahrung des Dzögchen-Buddhismus, es ist die Erfahrung des Todes während man noch am Leben ist. Bruce Wayne hat diese Erfahrung schon einmal gemacht und wer das überlebt, der hat auch vor dem schwarzen Handschuh nicht mehr Angst als vor sich selbst. „Du und ich, wir hatten ein Arrangement. Eine Yin/Yang Sache“ krächzt der Joker und schneidet sich dabei seine lange Gene-Simmons-Zunge mit einem Rasiermesser entzwei, „Du hast doch tatsächlich geglaubt, es bräuchte nur etwas Chemie, ein paar Tage drogeninduzierter Isolation und einen kleinen Nervenzusammenbruch, um erfahren zu können wie ich ticke?“ Die beiden brauchen sich wohl wirklich gegenseitig und vielleicht ist in Arkham Asylum ja noch ein Platz frei? Die beste Batman-Story seit langem! Purer Genuss!