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Alberto Moravia - Racconti Romani - Römische Erzählungen
Buchinformation
Moravia, Alberto - Racconti Romani - Römische Erzählungen bestellen
Moravia, Alberto:
Racconti Romani -
Römische Erzählungen

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(Bücher frei Haus)

In seiner ersten Erzählung in diesem Band von neun Geschichten aus der Feder Moravias schreibt der Autor aus der Erzählerperspektive über sich und „den anderen“. Dabei denkt Moravia aber nicht etwa an den Rivalen bei der Ehefrau des Protagonisten, sondern an den anderen in sich selbst, denn er beginnt in dem Moment mit seinen Selbstgesprächen, als er aufhört, mit seiner Frau zu sprechen. „Quando si vuol bene non c´è bisogno di parole, no?“ (Wenn man sich liebt, braucht man keine Worte, oder?), frägt er voller Ironie gleich im zweiten Satz seinen Leser und das Lachen bleibt einem bald im Halse stecken, denn der Wahnsinn dieses Protagonisten hat Methode und führt ihn schließlich in ein neues Zuhause, in dem er für immer schweigen wird, weil er nicht einmal mehr sich selbst zum Reden hat.
Einfache Leute, grandios erzählt
Die zweite Geschichte handelt von einem Onkel, der lange keine eigene Familie hat und deswegen mit seiner Nichte und deren Eltern zusammenlebt. Als er endlich auch eine eigene Familie gründet, begeht seine geliebte Nichte einen Selbstmordversuch und er soll ihr nun erklären, wie weh sie damit ihren Eltern getan hat, denn von den Eltern will sie es nicht hören oder kann sie es nur von ihm verstehen? Auch das eine traurige Geschichte in der es vor allem auch um’s Erwachsenwerden und Abschied nehmen geht, wie es kein anderer besser und subtiler erzählen könnte wie Moravia, der Meister des italienischen „psychologischen Realismus“. Einige nannten Moravia auch den ersten Existentialisten und wer weiß, vielleicht wurde diese Bewegung ja in Italien geboren und nicht im Nachbarland Frankreich. Wer die Erzählung „Mammarolo“ (Muttersöhnchen) liest, wird diese Gerüchte vielleicht sogar bestätigen, denn der Protagonist wird in sein Schicksal gleichsam gezwungen, wie er es auch auswählt und davon wieder bezwungen wird. Der Mensch kann zwar wählen, aber oft wählen auch die anderen für ihn, wenn er es selbst es nicht zuvor schon besser weiß.
“Chiusso per lutto di famiglia.“
Viele seiner Erzähler leben noch bei ihren Eltern oder Verwandten und wollen sich irgendwie davor drücken, erwachsen zu werden. So auch ein Junge, den die Angst vor einem elterlich verordneten Landaufenthalt über den Kopf wächst und der sich immer mehr Ausreden in den Kopf setzt, warum er richtig handle, nicht dorthin zu fahren. Wie ein Detektiv versucht er Argumente zu finden, die dem Einlader schließlich sogar kriminelle Motive unterstellen. Dabei wollte dieser sich doch einfach nur über den Sommer eine kleine Pension dazuverdienen. Besonders witzig, ironisch und voller bissiger Satire ist auch die Geschichte über einen jungen Friseur, der mit seinem Seniorpartner und Schwager wegen einer jungen Nachbarin aneinandergerät. Minutiös beschreibt Moravia den Tagesablauf des Schmarotzers seiner Schwester, der sich am Ende als großer magnaccio herausstellt. „Chiusso per lutto di famiglia“ trifft es da wohl am besten. Alberto Moravia kennt wie kein anderer die Sorgen der kleinen Leute, die groß sein wollen und doch an ihren eigenen Beschränkungen scheitern, die ihnen das Leben und ihre Herkunft auferlegt haben. Trotz seiner Ironie geht Moravia immer liebevoll mit seinen Gestalten um und überschreitet niemals die feine Linie zwischen Ironie und Zynismus.

Alberto Moravia
Racconti Romani - Römische Erzählungen
Zweisprachig, italienisch & deutsch
dtv zweisprachig
Übersetzt von Jutta Eckes
144 Seiten
ISBN 978-3-423-09269-2

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2014-09-22)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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