Ein Oktopus sei ein Tier, das über Gift verfüge wie eine Schlange, einen Schnabel wie ein Papagei und über Tinte wie ein altmodischer Füllfederhalter, schreibt die in New Hampshire geborene Autorin Sy Montgomery. Die Oktopoden – so das korrekte Plural – können aber auch 1600 Küsse gleichzeitig verteilen, mit der Haut schmecken, ihre Farbe 177-mal in der Stunde ändern und sich trotz ihrer 45 Kilo durch eine apfelsinengroße Öffnung zwängen.
Ein einzelner Saugnapf mit einem Durchmesser von 7,5 Zentimeter kann 15 Kilogramm anheben. Ein Biss könne tatsächlich ein neurotoxisches Gift injizieren sowie Speichel hinterlassen, der das Fleisch zersetzt, weiß Montgomery. Anscheinend habe einmal ein Oktopus mit einer Spannweite von 45 Metern existiert. Im Guinness Buch der Rekorde ist einer vermerkt, der 150 Kilogramm hatte und über eine Spannweite von knapp zehn Metern verfügte. Alles nur Fischerlatein?
Sy Montgomery macht sich in ihrer Monographie auf die Suche nach der Wahrheit hinter dem Mythos und macht durchaus ein Bewusstsein bei diesen Kreaturen des Meeres aus, da sie Menschen erkennen könnten und sich je nach Mensch dann auch anders verhielten. Kann man das wirklich messen? Vorsicht sei jedenfalls geboten, wenn man sich ihm mit dem Gesicht annähere, denn er könnte einem durchaus ein Auge aussagen, erklärt ein gewisser Bill der Autorin.
Ein witziges Buch voller neuer Einsichten über die wohl vernachlässigste Spezies der Meereswelt. In ihrem preisgekrönten Buch stellt sie dem Leser ein Wesen vor, von dessen erfindungsreicher Schläue und Empfindsamkeit man bisher nichts ahnte. Verblüffend wie extrem schlau und unglaublich empfindsam das erstaunliche Seelenleben dieser Kreaturen funktioniert.
Sy Montgomery
Rendezvous mit einem Oktopus
Aus dem Amerikanischen von Heide Sommer. Mit einem Nachwort von Donna Leon
2019, 384 Seiten, Taschenbuch
ISBN: 978-3-257-24453-3
€ (D) 14.00 / sFr 19.00* / € (A) 14.40
Diogenes
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2019-04-15)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.