Die 100. Wiederkehr des Beginns des Ersten Weltkriegs hat auf dem Büchermarkt zu einer wahren Flut teilweise sehr voluminöser Bücher geführt, die die Vorgeschichte und den Kriegsverlauf zum Thema haben.
Wer sich auf die Schnelle und vor allen Dingen preiswert informieren möchte über die Vorgeschichte des Krieges und dessen Hintergründe, der ist mit dem vorliegenden in der Reihe Wissen des C.Beck Verlags erschienenen Buch der in England lehrenden Historikerin Annika Mombauer gut bedient.
Auf den Punkt genau schildert die weltweit anerkannte Expertin zu diesem Thema die nach dem Attentat auf den Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau am 28. Juni 1914 ausgebrochene später sogenannte Julikrise. Und sie weist detailliert nach, dass Europa und die damals vorherrschenden Mächte in diesen Krieg keineswegs hineingeschlittert sind, wie man lange behauptet hat.
Auch wird deutlich, dass neuere historiographische Tendenzen keine Evidenz haben, die versuchen, die Verantwortung Österreich-Ungarn und des Deutschen Reichs für die Eskalation der Krise kleinzuschreiben. Beide Mächte und vor allen Dingen deren jeweilige militärische Führung wollten eine Art außenpolitischen Befreiungsschlag, von dem sie tatsächlich dachten, er wäre nach wenigen Woche erfolgreich abgeschlossen. Sie riskierten damit fahrlässig und leichtsinnig einen Weltkrieg, von dessen katastrophischen und apokalyptischen Ausmaßen auf den Schlachtfeldern 1914 allerdings niemand eine Ahnung hatte.
Jean Echenoz hat in diesen Tagen einen kleinen Roman vorgelegt mit dem Titel „14“, in dem er auf knappem Raum in einer bewundernswerten Dichte den Krieg literarisch zu fassen versucht. Ich kann dieses Buch als Ergänzung zu dem hier vorliegenden Sachbuch nur empfehlen.
Annika Mombauer, Die Julikrise. Europas Weg in den Ersten Weltkrieg, C.H. Beck 2014, ISBN 978-3-406-66108-2
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-02-26)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.