„Dein ganzes Leben besteht aus Metaphern“, wirft Anna ihrem Freund Kirill vor, der gerade einer Internierung entkommen ist. Denn Kirill wurde verhaftet, aber verschläft im Polizeiwagen und wird so übersehen, worauf er gnädigerweise freigelassen wird. Seine Babuschka-Verkleidung und das Gedicht, das er aufsagt, ändern nichts an Annas Entschluss: sie will ihn nicht mehr. Wer schon mal Liebeskummer hatte, wird die Entfremdung, die Kirill daraufhin spürt, nachempfinden können, denn der Zuseher stolpert quasi mit ihm in einen Tagtraum, der sich bald als Albtraum entpuppt.
Funktionale und Kuratoren
Kein Glück in der Liebe, aber in der Firma wird Kirill als neuer Creative Director für Computerspiele gefeiert, aber durch einen Luftwirbel erkennt ihn plötzlich niemand mehr. Auchs ein bester Freund, der Vater oder die FirmenkollegInnen können nichts mehr mit ihm anfangen. Zunächst fühlt er sich veräppelt, doch dann erklärt ihm eine geheimnisvolle Blonde, dass er ein „Funktional“ ist und sein Platz nun das Zollamt in einem Turm ist, wo er für Zeitreisen Gebühren einheben muss. Die „Kuratoren“
beobachten ihn und geben ihm eine Aufgabe. Statt einer Duschszene wie man sie von Hitchcock kennt, wird Kirill mit Eis in der Badewanne auf seine Resilienz geprüft und der besteht: er sprengt die Eisdecke über seinem nackten Körper und entdeckt bald seine anderen Wunderkräfte. Kirill kann nämlich zwischen der Jetztwelt und Arkhan, einen von 28 Räumen oder Türen mühelos wechseln. Arkan ist 35 Jahre voraus und so weiß Kirill mehr als die meisten anderen.
Eine Menge Science Fictio Special Efects
Als „Weltengänger“, einer Art Wächter und Zöllner zwischen den Parallelwelten, will er natürlich auch Anna zurückerobern, doch bald entdeckt er etwas, das viel größer ist als seine Träume. Elektrische Babuschka-Roboter und verwirrende Szenenwechsel – etwa an den 3-Rubel-Platz vor dem Kreml – zeigen, dass es schwierig war die Literaturvorlage von Sergei Lukjanenko zu verfilmen und Entfremdung visuell vielleicht leichter aber nicht unbedingt einfühlsamer begreiflich gemacht werden kann. Science Fiction und eine Menge Special Effects zum Trotz wird man jedenfalls neugierig auf die Romanvorlage, denn der Plot kommt in der Verfilmung zwar zu kurz, stimuliert dafür aber umso mehr die Leselust.
Sergey Mokritskiy
Weltengänger
Mit Nikita Volkov, Severija Janusauskaite, Yuliya Peresild, Irina Gorbacheva, Julia Peresild
2018, 116 Minuten, Blu-ray SteelBook, FSK: 12
ASIN: B07DXJPXDV
Studio: Alive - Vertrieb und Marketing/DVD: 2018
Capelight
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2018-10-14)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.