Die Geschichte in diesem Buch von Bart Moeyaert ist einfach nur eine Geschichte. Die Geschichte eines etwa acht Jahre alten Jungen namens Oskar, der mit seinem etwas älteren Bruder Bossie und ihrer Freundin Geesje die Ferien verbringt.
Diese drei sitzen fast ihre ganzen Sommerferien über auf einer Mauer der Alteisen AG, die von einem ausländischen Paar betrieben wird. Diese Mauer und die dahinter liegende Straße, die sie "Milchstraße " nennen, bezeichnen sie als ihr Clubhaus. Stundenlang sitzen sie da, beobachten die Straße und denken sich ihre phantastischen Geschichten aus. Etwa die über jene alte und schon sehr gebrechliche Frau , die jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit mit ihrem nicht weniger alten Dackel an ihnen vorbeigeht. Wegen ihrer Stiefel nennen sie die Frau Nancy, denn Nancy Sinatras Lied von den Stiefeln ist das Lieblingslied von Oskars Mama, das sie ohne Ende spielen ließ, bevor sie ging.
Aus Langeweile kommen die drei Kinder auf die Idee, zu wetten, wer von den beiden alten Passanten eher stirbt, Nancy oder ihr Dackel. Und dann tauchen sie nicht mehr auf...
Wie so oft bei Moeyaert geht es auch in diesem Buch um Liebe und Verlust, doch mir ist jedenfalls beim Lesen nicht gelungen, mehr zu entdecken, als eine Geschichte eines Jungen, der das Leben, das zum Teil harte Leben hinter seiner bisher so viel Sicherheit versprechenden Milchstraße entdeckt.
Ich bin mir nicht sicher, ob Kinder in dem Alter, für die das von Mirjam Pressler übersetzte Buch empfohlen ist, es verstehen und für sich entdecken können. Vielleicht ist zu viel von dem drin, was der mittlerweile erwachsene Bart Moeyaert als Junge selbst erlebt hat.
Bart Moeyaert, Hinter der Milchstraße, DTV 2016, ISBN 978-3-423-62618-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2016-01-28)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.