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Peer Meter - Haarmann
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Meter, Peer:
Haarmann

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(Bücher frei Haus)

„und bis zum Morgen soll es Hämmern, Sägen und Klopfen, als wenn eriner Knochen und Fleisch hackt und am nächsten Tag verkauft er Fleisch um die Hälfte billiger“, beklagt sich ein Bürger der Stadt Hannover über seinen Nachbarn, Fritz Haarmann. Der Mann ist der Behörde als Lumpensammler und Altkleiderverkäufer behördlich bekannt, aber was noch schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass dieser Mann von derselben Behörde auch noch einen Ausweis bekommen hat, weil er sich als Spitzel so gut bewährt hat. Nacht für Nacht durchstreifte Haarmann die Wartesäle des Bahnhofs auf der Suche nach neuen Opfern, jungen, allein reisenden Männern, zumeist sogar noch minderjährig. Wenn er den Jungs seinen amtlich bestätigten Polizeiausweis zeigt, kommen sie gerne mit, denn oft sind sie von zuhause abgehauen, haben kein Geld und wollen einfach nur irgendwohin: „Ja, ick kann ja meen Jlück janich fassen, det ick dir jetroffen hab“, sagt ein jugendlicher Ausreißer aus Berlin zu Haarmann und schon schnappt die Falle zu.
Spitzes Beil: schwarzes Hannover
„Ich will dir das Poussieren zeigen, Friedel, komm…“, meint Haarmann und hält seinem Opfer Mund und Ohren zu, würgt ihn, bis er sich nicht mehr regt. Haarmann führte sie in seine Wohnung, vergewaltigte sie und biß ihnen im Sexualrausch sogar die Kehle durch. Die Anzahl der Opfer konnte nie genau ermittelt werden, aber der Fluss in Hannover, ist voll mit Knochen von jungen Männern. Dies alles geschah mitten unter den Bürgern und Bürgerinnen Hannovers und selbst wenn sich einige Nachbarn über Haarmanns Lärm bei der Behörde beschwerten, geschah nichts, obschon es immer wieder Anzeigen gegen Fritz Haarmann gegeben hatte. Selbst Franz Kafka hätte diese Geschichte um den grausamsten Serienmörder Deutschlands nicht erfinden können, denn die Realität ist noch viel schrecklicher als die Fantasie: Viele Menschen profitierten von Haarmanns Treiben und deckten ihn so gegen andere, die ihn verraten wollten.
Spitzes Beil: schwarzes Hannover
Die düstere Geschichte, die von Peer Meter/Isabel Kreitz, meisterhaft grotesk in Szene gesetzt wurde, zeigt, dass selbst die schrecklichsten Typen nicht ohne ihr Umfeld, das sie unterstützt, überleben könnten. Diesbezüglich ist wohl auch eine Fotografie im Dokumentarteil des Comics zu bewerten, die Haarmann mit seinen Bewachern zeigt, die allesamt frech grinsen. Wie kann man sich mit so einem Menschen wie Haarmann lachend abbilden lassen? Die Realität schlägt oft noch die schlimmste Fantasie. Haarmann ist nur der Name für ein Milieu, seine la meute, wie Gilles Deleuze es nannte, ein Netz aus Schmarotzern und Scharlatanen, die ihm gewollt oder ungewollt halfen, sein schreckliches Treiben über mehrere Jahrzehnte hinaus fortzusetzen. Die Polizisten, die sich eines Haarmann bedienen, werden mit genauso spitzer und gnadenloser Feder gezeichnet, wie die anderen Kumpane des Serienmörders. Eine Gesellschaft, die solche Monstren gebiert, musste sich über einen Hitler nicht mehr wundern, der eigentlich aus demselben Milieu stammte, wenn auch aus einer anderen „deutschen“ Stadt… Natürlich hatte der Erste Weltkrieg zu einer solchen Verrohung der Menschen wesentlich beigetragen und wer Hunger leidet und kein Fleisch hat, ist eben schlicht und einfach zu allem fähig. Die nicht ganz jugendfreie Geschichte wird in treffsicheren Bildern umgesetzt und am Ende durch eine historische Erzählung mit Fotos ergänzt, denn Fritz Haarmann, den hat es tatsächlich gegeben, mitten unter uns!

Peer Meter/Isabel Kreitz
Haarmann
Hardcover
Größe17,50 x 24,60 cm
Seiten176
Alter ab 14 Jahren
ISBN978-3-551-79107-8

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-12-29)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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