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Paii Meller - Papierküsse. Briefe eines jüdischen Vaters aus der Haft 1942/43
Buchinformation
Meller, Paii - Papierküsse. Briefe eines jüdischen Vaters aus der Haft 1942/43 bestellen
Meller, Paii:
Papierküsse. Briefe
eines jüdischen Vaters
aus der Haft 1942/43

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(Bücher frei Haus)

Über siebzig Jahre waren die hier von Dorothea Zwirner herausgegebenen Briefe von Pali Meller an seine beiden Kinder im Besitz der Familie, bis sie nun von seinen Enkeln der Öffentlichkeit übergeben wurden.

Dorothea Zwirner hat den 24 hier dokumentierten Briefen und den zwei Postkarten, die Pali Meller aus dem Strafgefängnis Plötzensee in den Jahren 1942 und 1943 an seine beiden Kinder Paul und Barbara geschrieben hat, eine über zwei Dutzend Seiten umfassende biografische Skizze angefügt, die man vielleicht zuerst lesen sollte, um den Zusammenhang und den Inhalt der jeweiligen Briefe besser zu verstehen.

Sich durch die katholische Religion seiner früh verstorbenen Frau geschützt wähnend, besaß der jüdische Architekt Pali Meller dennoch gefälschte Abstammungsnachweise. Er verkehrte in der Berliner Boheme und hatte dort zahlreiche Affären. Eine der Frauen, mit denen er verkehrte, denunzierte ihn als glühende Nazianhängerin, und so wurde er im Februar 1942 verhaftet.

Im Gefängnis beginnt er Briefe an seine beiden Kinder zu schreiben. Die nicht erhalten gebliebenen Antworten von Paul (11) und Barbara (7 helfen ihm, den Hunger und die Sehnsucht nach der Freiheit besser zu ertragen. Auf einem hohen sprachlichen Niveau (seine Kinder waren offenbar sehr gebildet) schreibt Meller an seine Kinder, und verfolgt ihren Alltag, den sie ihm in ihrem Antworten regelmäßig schildern. Immer wieder kommt in diesen Briefen, die völlig frei sind von jeglicher Angst und Trauer, die er doch täglich gespürt haben muss in seiner in unmenschlichen Haft, seine Lebenshaltung ans Licht. Sein Ziel nicht aus den Augen verlieren, immer das Beste zu sehen, und den Mitmenschen etwas Gutes zu tun. Und vor allen Dingen: niemals aufzugeben.

Irgendwann wird ihm deutlich geworden sein, dass er seine Kinder nicht mehr wiedersehen wird. Tatsächlich starb Pali Meller im März 1943 an Tuberkulose. In einem seiner Briefe schreibt er, die Zukunft erahnend:
„Eines Tages komme ich und hole mir alle versäumten Küsse. Bis dahin bleibt es bei Papierküssen.“
Und in einem anderen formuliert er einen Satz, der seinen Kindern und Enkel wohl über lange Zeit viel Kraft gegeben hat:
„Denn wer weiß, wie lange diese Briefe das Einzige sind, was wir einander geben können, und wir wollen diese Zeit nutzen und uns sättigen an dem Schönen, was sie uns gibt, und blind bleiben für die Bitternis, die in ihr verborgen sein mag.“

Allen Lesern, die selbst aus diesen mutigen und starken Sätzen Kraft geschöpft haben, möchte ich auf ein wunderbares Buch aus dem Warschauer Ghetto hinweisen, das Anfang Februar 2013 erscheint: Eva Weaver, Jakobs Mantel, Droemer Verlag.

Pali Meller, Papierküsse. Briefe eines jüdischen Vaters aus der Haft 1942/43, Klett-Cotta 2012,ISBN 978-3-608-94699-4

[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-06-09)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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