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Melichar - Go! Geschichte Oberstufe 6

Ein politisches Statement von Maria Theresia aus dem Jahre 1750, zehn Jahre nach ihrer Thronbesteigung, lässt auch heute noch aufhorchen: „So ist ein Landesfürst schuldig, zur Aufnahme oder Erleichterung seiner Länder und Untertanen wie auch deren Armen, alles anzuwenden, keineswegs aber mit Lustbarkeiten, Hoheiten und Magnifizenz (Pracht) die einhebenden Gelder zu verschwenden.“ Hätte sich ihre liebe Tochter Marie Antoinette nur an ihre Anordnungen gehalten, wäre den Franzosen die Revolution vielleicht erspart geblieben, mag da der eine oder andere munkeln, aber selbstverständlich solle das kleine Wörtchen „wenn“ in der Historie niemals zitiert werden, um Zusammenhänge herzustellen wo es vielleicht auch gar keine gibt. Tatsächlich schaffte es die „Landesmutter“ wie sie gerne auch bezeichnet wird aber wirklich mit einem ansehnlichen Reformkatalog, der ausführlich in dem hier vorliegenden Lehrwerk anhand einer Tabelle dargestellt wird, das schlimmste für die habsburgischen Erbländer und Ungarn und Böhmen zumindest vorläufig zu verhindern. Ein Jahrhundert später ließ sich aber selbst durch Reformen nichts mehr aufhalten und auch hierzulande brach die Revolution schließlich aus. Allerdings aber eben sehr viel weniger blutrünstig als während der jakobinischen Schreckensherrschaft in Frankreich ein halbes Jahrhundert zuvor.

Ideen und Revolutionen
Die durchaus historischen und politikwissenschaftlichen Fragestellungen dieser Publikation werden auch in Graphiken und Statistiken beantwortet. Allen historischen Betrachtungen, die in diesem Bund der Oberstufe 6 von 1500 bis 1918 reichen, ist der einigende europäische Gedanke gemeinsam, da eine Erziehung zur Geschichte auch das Gemeinsame vor das Trennende gestellt werden muss. So werden Maria Theresias Reformen die sie mit ihrem Sohn Joseph II. im 18. Jahrhundert durchführte vor allem auch als Stärkung des (National-)Staates interpretiert. Theorien wie Merkantilismus von Colbert und den Gedanken der Aufklärung wird eben so viel Beachtung geschenkt wie dem Liberalismus nach Adam Smith und dem Physiokratismus nach Quesnay oder der Kapitalismuskritik eines Herrn Marx (Wer war das noch gleich?). „Ideen machen Politik“ heißt eine Überschrift, die durch die iranische Revolution ebenso führt wie durch die Aufklärung und ihre bahnbrechenden Ideen. Bezüge zur Gegenwart (iranische Revolution oder Bürgerrechtsbewegung der DDR) werden gerne hergestellt um die Kontinuität von Ideen greifbarer zu machen.
Die Bände GO! Oberstufe 7 und 8 beschäftigen sich folgerichtig dann mit der Welt zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem 21. Jahrhundert und sind bezüglich ihrer ausführlichen Darstellungen sicherlich das beste was es derzeit als Unterrichtsmaterial am Markt gibt. (Irrtümer vorbehalten.)

Melichar/Plattner/Rauchegger-Fischer
Go! Geschichte Oberstufe 6
E.Dorner Verlag, Wien
2012, 192 Seiten, viele Abbildungen in Farbe

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-10-10)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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